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So schreiben Sie verständlich

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So schreiben Sie verständlich

Wie schreiben Sie nun verständliche Texte? Die Psychologen Inghard Langer, Friedemann Schulz von Thun und Reinhard Tausch wissen es. In ihrem Buch "Sich verständlich ausdrücken" unterteilen sie verständliche Texte in die vier Merkmale:

  • Einfachheit

  • Gliederung und Ordnung

  • Kürze und Prägnanz

  • anregende Zusätze

Einfachheit

Ein Synonym ist ein polysemes Lexem, dessen Bedeutungszuweisung durch Monosemierung im eindeutigen Sinnkontext erfolgt.

Haben Sie diese Definition aus dem Fachgebiet Lexikologie (Wortlehre) verstanden? Oder sollten Sie es vielleicht so ausdrücken:

Ein Synonym ist ein mehrdeutiges Wort. Seine Bedeutung erhält es durch den Sinnzusammenhang, z. B. "Schloss an der Tür" und "Schloss Neuschwanstein".

Einfachheit bedeutet: Verwenden Sie kurze, klare Sätze mit anschaulichen Worten. Vermeiden Sie Fremdwörter oder erklären Sie diese zumindest.

Gliederung und Ordnung

Ist der Text logisch aufgebaut oder durcheinander? Gliederung und Ordnung beziehen sich auf den roten Faden des Textes, auf den Sinnzusammenhang.

  • Gruppieren Sie zusammenhängende Teile.

  • Arbeiten Sie mit Hervorhebungen und Zusammenfassungen.

  • Lockern Sie Ihre Texte durch regelmäßige Absatzumbrüche auf.

  • Fügen Sie Zwischenüberschriften als Blickfänger ein.

  • Heben Sie wichtige Passagen optisch hervor. So wie bei den Texten auf akademie.de.

Prägnanz und Kürze

Die positiven Akzente, die die Entwicklung neuer Methoden im Anbau und in der Verarbeitungstechnik der letzten zehn Jahre für die Vielfalt und Qualität des Produkts gesetzt haben, finden ihre Akzeptanz im gesteigerten Wunsch nach kompetentem Produktwissen der Konsumenten.

Spruchblasen wie diese sind nichtssagend und damit überflüssig. Kürze und Prägnanz besitzt ein Text dann, wenn die Länge angemessen ist im Verhältnis zum Inhalt. Kurz: Alles Weitschweifige und Unwesentliche muss weg!

Seien Sie hart mit sich selbst: Streichen Sie Füllsätze, Phrasen und Hohlformeln. Bevorzugen Sie Hauptsätze.

Das Weinlokal wurde 1988 eröffnet und ist darauf ausgerichtet, je nach Leseergebnis und Saison pro Jahrgang bis zu 5.000 Liter badische Qualitäts- oder Prädikatsweine ausschenken zu können.

Auch das geht kürzer und verständlicher. Die auf die Kernaussagen reduzierte Fassung sieht folgendermaßen aus:

Das Weinlokal wurde 1988 eröffnet. Wir schenken bis zu 5.000 Liter Wein im Jahr aus.

Sie können die Kernaussagen aber auch als Aufzählungspunkte darstellen:

Unser Weinlokal:

  • existiert seit 1988

  • bietet badische Qualitäts- oder Prädikatsweine

  • setzt bis 5.000 Liter Wein um im Jahr

Das erhöht die Übersichtlichkeit und hilft dem Leser, das Wesentliche besser zu erfassen.

Weitere Anregungen bietet Ihnen der Beitrag "So schreiben Sie Fachtexte, die auch gelesen werden" von Barbara Brecht-Hadraschek.

Anregende Zusätze

Holla die Waldfee!

Unter anregenden Zusätzen verstehen Langer, Schulz von Thun und Tausch z. B. praktische Beispiele, wörtliche Rede, Ausrufe, rhetorische Fragen oder humorvolle Einlagen. Es handelt sich um die Würze des Textes, um die "persönliche Note". Wie sehr es gerade bei diesem Punkt hapert, merken Sie an der Fachliteratur. Viele Bücher sind so trocken, dass es beim Lesen staubt. Wenn Sie auf diesem Gebiet Talent besitzen, haben Sie Ihre Leser bald auf Ihrer Seite.

Eine zu anregende Schreibe ist bei Fachbüchern allerdings auch nicht angebracht. Sie kann zulasten von Kürze und Prägnanz gehen. Ich empfehle: Würzen Sie regelmäßig, aber nicht zu stark. Und vergessen Sie nicht: In der Kürze liegt die Würze!

Die im o. g. Buch vermittelten Inhalte laufen übrigens unter der Bezeichnung "Hamburger Verständlichkeitsmodell".

Suchen Sie ehrliche Probeleser

Wollen Sie einschätzen, ob Sie sich wirklich gut und verständlich ausgedrückt haben? Geben Sie Ihren Text Leuten in die Hand, die den Sachverhalt nicht kennen. Und die - das ist besonders wichtig - Ihnen keine Gefälligkeiten schulden.

Verwandte und Freunde sind häufig schlechte Probeleser. Wer möchte seinen Partner oder Freund schon verletzen? Doch unkritische Lobhudeleien nützen Ihnen gar nichts, wenn der Text nichts taugt. In meiner mehrjährigen Praxis als Lektor eines EDV-Verlags gingen unzählige Manuskripte über meinen Tisch. Ich bin ganz offen: Nur wenige davon waren wirklich gut.