Schreckgespenst Insolvenz - bin ich gefährdet?

Von der Krise in die Insolvenz

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Von der Krise in die Insolvenz

Nicht nur mittlere oder größere Unternehmen sind insolvenzgefährdet, sondern ebenso freiberuflich Tätige und Einzelunternehmer. In den seit 2007 stetig ansteigenden Unternehmensinsolvenzen (in 2010 knapp 32.000 Unternehmen inkl. Kleingewerbe) stellen Einzelunternehmer mit über 50 % sogar den Löwenanteil! Unabhängig von der Unternehmensgröße kann die Insolvenz tatsächlich jeden treffen. Wir erklären, wie Sie Warnzeichen erkennen - und was Sie tun können.

Verschiedene Studien zeigen, dass es meist ähnliche - und zwar vermeidbare - Gründe sind, die Unternehmer in eine Krise und schließlich in die Zahlungsunfähigkeit treiben. Wir nennen die gefährlichsten Ursachen solcher Krisen und erklären, wie man sie erfolgreich bekämpft. Ob Sie selbst gefährdet sind, können Sie anhand der Risikocheckliste herausfinden - oder besser noch - daraus wertvolle Erkenntnisse über Entwicklungs- und Verbesserungspotenziale in Ihrem Unternehmen ziehen. Denn die Liste enthält viele Ansatzpunkte zur Kostensenkung, Verbesserung der Marktorientierung und Erhöhung der Wertschöpfung.

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Insolvenzen von Unternehmen (Quelle: Online-Statistik des Statistischen Bundesamtes)

In Studien, die Daten verschiedenster Unternehmens- und Rechtsformen auswerten, tauchen ähnliche Fakten auf wie in gelegentlich veröffentlichten Interviews mit gescheiterten Unternehmern: Häufig ist es nicht eine Ursache allein, die schließlich zum Kollaps des Unternehmens führt. Meist verketten sich mehrere Einflussgrößen, die einzeln nicht unbedingt ein extrem hohes Schadenspotenzial besitzen. Bleiben sie lange unerkannt, lösen sie einen Teufelskreis aus, der tatsächlich, wie die Erfahrungen deutlich zeigen, geradewegs in die Insolvenz führen kann. Externe Einflüsse (wie Schwankungen in der Nachfrage) können dabei ebenso fatale Folgen für die Liquidität haben wie interne, "hausgemachte" Probleme (wie z. B. Investitionsfehler). Überraschend ist, dass sich die Ursachen ähneln - ob Dienstleister, Handel und verarbeitendes Gewerbe - oder Freiberufler, Einzelunternehmer oder kleine und mittlere Unternehmen.

Die Auslöser für Liquiditätsprobleme und Zahlungsunfähigkeit - den Hauptgründen für Insolvenzen schlechthin - ziehen sich praktisch durch alle internen Unternehmensbereiche: Sie reichen von Einkauf über Vertrieb und Marketing, Produktion und Kundenservice über Buchhaltung und Finanzierung bis hin zur Unternehmensplanung. Die "schwarze Liste" der anhand von Analysen und Interviews aufgedeckten Fehler oder Versäumnisse enthält ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Die Folge ist am Ende ein Liquiditätsengpass bzw. Überschuldung.

Die Top 3 der Krisenursachen

Es mag erschreckend klingen, doch die Hauptursachen für Insolvenzen lassen sich auf drei Punkte zusammenfassen, deren Hintergrund eigentlich unternehmerisch lösbare Aufgaben betrifft. So werden als Top 3 in den gängigen Untersuchungen und Analysen genannt:

  • Unternehmerischer "Blindflug"

    Damit sind in erster Linie gemeint: fehlende Kontrollmechanismen der eigenen Geschäftstätigkeit, fehlende Planung und Steuerung im eigenen Betrieb sowie der Mangel an Organisation der eigenen Abläufe.

    Für mittlere Betriebe heißt dies, dass wichtige Controllingfunktionen nicht vorhanden sind, das Berichtswesen mangelhaft arbeitet, auf Planung und Steuerung interner Prozesse weitgehend verzichtet wird, Qualitätsmanagement oder Kundenmanagement nicht vorhanden sind.

  • Finanzierungs- und Liquiditätsprobleme

    Dies betrifft fehlendes Mahnwesen, zu lange Zeiträume zwischen Leistung und Rechnungsstellung, Produktion bzw. Leistungserstellung ohne Vorfinanzierung, Ausfall von Zahlungseingängen und auch Kündigung von Krediten durch die Kreditinstitute.

    Im Bezug auf mittlere Betriebe bedeutet dies, dass kein Debitorenmanagement vorhanden ist. Darüber hinaus fehlt eine Liquiditätsplanung - und die Möglichkeiten zur Liquiditätskontrolle werden ebenso wenig genutzt wie die Vorfinanzierung von Projekten.

  • Managementfehler

    Hiermit werden Fehlentscheidungen bezeichnet, die der Unternehmer (Selbstständige) selbst oder seine Geschäftsführung begeht: zu hohe Privatentnahmen sind hier ebenso im Rennen wie falsche Reaktionen auf externe (Markt-) Einflüsse auf das Unternehmen oder falsche Entscheidungen im Bezug auf Strategie und Marktpositionierung der eigenen Firma.

    In mittleren Betrieben sind die Versäumnisse des Managements meist die fehlende strategische Ausrichtung und strategische Planung. Oft ist die Qualität der Entscheidungsprozesse nicht gesichert, jede Art von Bilanzpolitik wird vernachlässigt, die Konkurrenzsituation oder Marktentwicklung werden nicht beachtet oder nicht richtig beurteilt.

"Das betrifft mich doch nicht", mögen nun viele Unternehmer denken. Doch Achtung! Nicht alle Ursachen für die genannten Probleme sind auf den ersten Blick erkennbar. Schleichende negative Veränderungen bleiben in der Praxis häufig lange unerkannt. Auch spontane Entscheidungen aus dem Bauch heraus können ein ähnlich hohes Schadenspotenzial enthalten wie das ständige Herausschieben von Entscheidungen - dieses Fehlverhalten wird unter dem Schlagwort Managementfehler genannt.

Von der Krise zur Insolvenz

In vielen Fällen driften Unternehmen über mehrere Stufen in eine Krise ab. Diese negative Entwicklung geschieht nicht in kurzer Zeit, sondern die Situation verschlimmert sich in einem Zeitrahmen von ein bis drei Jahren. Ausgangspunkt ist dabei häufig das Missachten des unternehmerischen Prinzips:

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unternehmerisches Prinzip: Strategie, Erfolg, Liquidität

Fehlt eine zukunftsorientierte und stabile Strategie (sowohl nach außen als auch nach innen), so ist das zunächst nicht auffällig und wird insbesondere innerhalb des eigenen Unternehmens oft nicht wahrgenommen. Doch ohne strategische Führung kann eine Firma meist nicht mit der immer schnelleren Marktentwicklung Schritt halten. Dies ist der typische sogenannte Blindflug, eine der oben angeführten Top-Krisenursachen.

Kommen zu dieser Situation noch häufige Managementfehler hinzu, reagiert beispielsweise ein Unternehmer nicht oder zu spät auf Entwicklungen von außen oder vernachlässigt er wichtige betriebliche Abläufe, so bringt das den Erfolg der Firma noch mehr in Gefahr. Probleme im Absatz, Leistungsausfälle und Reklamationen führen zur Abwanderung von Kunden, zum Rückgang des Umsatzes und damit zu Ertragsausfällen oder Gewinneinbußen. Die Folge daraus sind wiederum Engpässe in der Liquidität.

Umso schlimmer, wenn auch im Bereich der Finanzen der Überblick fehlt und notwendigen Dinge wie die Kontrolle der Außenstände oder das Mahnwesen vernachlässigt werden. Denn so bricht die Liquidität schließlich ein: es kommt zu eigenen Zahlungsverzügen bei Lieferanten; Löhne können nicht mehr pünktlich bezahlt und Investitionen müssen verschoben werden. Ein Teufelskreis! Können noch neue Kredite aufgenommen werden, wird kurzfristig überlebt, jedoch damit eine gefährliche Überschuldung einleitet - bei bereits schlechter Bonitätsbeurteilung durch die Geldgeber führt der Weg direkt in die Insolvenz.

Checkliste

Nicht eine Ursache allein, sondern eine Verkettung mehrerer - meist unentdeckter - Faktoren führt über einen längeren Zeitraum hinweg häufig in eine Abwärtsspirale, die schließlich zu Finanzierungslücken oder zum Liquiditätsengpass führt!

Inwieweit Ihr Unternehmen den Anforderungen des Marktes begegnen kann und ob es gut gegen Krisen gewappnet ist, können Sie mit der folgenden Checkliste herausfinden. Sie basiert auf Erfahrungswerten und zeigt auf, wie und in welchen Bereichen Sie potenziell gefährliche Risiken für Ihr Unternehmen identifizieren können:

Checklisten

Ausschnitt aus Checkliste 1: Absatzmarkt, Kunden, Produkte

Die neun Checklisten steht zum Download bereit: "Bin ich insolvenzgefährdet?" (PDF, 10 Seiten, 102 kB)

Wie Sie mit den Checklisten arbeiten, lesen Sie in den nächsten Abschnitten.

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