Die Bildsprache von Fotos: Wie Sie Bilder auf Websites, in Werbung und Präsentation überlegt einsetzen

Wie Bilder effektiv ansprechen: Bildsprache als Quelle von Missverständnissen

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Bildsprache als Quelle von Missverständnissen

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Sprechen die Bilder und Fotos auf Ihrer Website eine klare Sprache?
Passen sie in Stil und Anspruch zu Ihrem Publikum?

"Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse" sagte einst Antoine de Saint-Exupéry. Das gilt leider auch für die Bildsprache. Ein Bild kann mehr sagen, als 1000 Worte, aber eben auch gar nichts oder etwas ganz anderes, als gemeint war.

Bilder sind sozusagen der Wortschatz, dessen wir uns bedienen. Bilder entsprechen quasi den gesprochenen Wörtern und Ausdrücken.

Bildsprache birgt damit aber auch ähnliche Risiken, wie die "richtige" Sprache. Sie können das falsche Vokabular wählen -beispielsweise zu ausgefeilt oder zu simpel. Sie können am Thema vorbei reden oder sich in Nebensächlichem verlieren. Und vor allem kann es Ihnen passieren, dass Ihre Adressaten Sie schlicht und einfach nicht verstehen.

Sibylle Mühlke beschreibt die - beabsichtigte und unbeabsichtige - Wirkung von Gestaltung und Layout sehr treffend in ihrem "Grundkurs Textgestaltung und Layout".

Haben Sie auch schon erlebt, dass Ihnen jemand Fotos zeigte und dazu wortreich erklärte: "Das war dieser wunderschöne Sonnenuntergang über den alten Bäumen, den ich da fotografiert habe. Das Haus, die Autobahn und der Kran waren dummerweise nur gerade im Weg und gehören gar nicht dazu."?

Ein Bild, das erklärt werden muss, ist kein gutes Bild - schon gar nicht im Marketing. Auf einem guten Bild gibt es keine störenden Bildelemente, die vom Hauptmotiv ablenken.

Neben dem Problem störender "Worte" in der Bildsprache, gibt es auch das Problem des falschen Ausdrucks. Denn wie bei der gesprochenen Sprache, gibt es auch bei der Bildsprache Ausdrücke, die nicht von jedem verstanden werden, z. B. weil sie zu kompliziert sind. Vor allem Fotos, die Sie unter dem Begriff "Fotokunst" finden, sind für Normalverbraucher oft schwer zugänglich. Solche Bilder sind wie Fremdwörter, deren Bedeutung erst erlernt werden muss und sich nur bestimmten Gruppen erschließt.

Ein gebildetes Zielpublikum, bei dem die Beschäftigung mit Literatur, Kunst und Musik zum "Lifestyle" gehört, erwartet ein ausgefeiltes Design und verkraftet auch schwierige Bildelemente, z.B. abstrakte Darstellungen. Wenn Sie eher bodenständige Menschen erreichen wollen, benötigen Sie dagegen Bilder, bei denen auf den ersten Blick klar zu erkennen ist, worum es geht.

Solche Fotos sind manchmal schwierig zu finden oder kosten Lizenzgebühren. Darum greifen viele Webmaster auf einfache, kostenlose Grafiken zurück. Man findet sie zuhauf im Internet oder in den Clipart-Datenbanken der Grafikprogramme. Der Nachteil: Bei vielen Betrachtern erzeugen solche Grafiken und Bildchen die Assoziation von "billig" und "da hat es sich jemand einfach gemacht" bzw. "der kennt sich noch nicht gut aus".

Aber auch das Gegenteil kann fatal sein: Ausgefeilte, künstlerische Darstellungen an der falschen Stelle können Ihre Besucher und Kunden leicht in die Irre führen. Bleiben Sie mit Ihrem Bildwortschatz "bei der Sache". Reden Sie nicht über Rosen, wenn Sie Kartoffeln verkaufen wollen. Bei der Bildauswahl passieren solche Themaverfehlungen recht häufig. Und meistens ist der simple Grund dafür der, dass man gerade kein anderes, passendes Bild zur Hand hat.

Sprache ohne Grenzen...?

Bildsprache ist universeller, als die verbale Kommunikation, denn Sie spricht nicht unseren logischen Verstand, sondern unsere Gefühlsebene an. Mit Bildern und Piktogrammen kann man Sprachgrenzen überwinden, denn viele Motive sind weltweit gültig und werden spontan verstanden. So kann man auch Personen erreichen, die den geschriebenen Text nicht verstehen. Aber auch hier ist Vorsicht angebracht: Es gibt nationale Unterschiede in der Bildsprache. So manches Motiv kann im interkulturellen Kontext für Missstimmungen sorgen - sei es durch zu große Freizügigkeit oder Gesten, die in anderen Ländern als Beleidigung empfunden werden.

Wenn Sie also beispielsweise Internetseiten für internationale Geschäftsbeziehungen gestalten, lassen Sie sich vor der Freischaltung Ihrer Seite von einem Experten oder einem Einheimischen aus dem Ziel-Land beraten.