Erfolgsblockaden lösen

Perfektionismus und Aufschieberitis – zwei Seiten einer Medaille

∅ 5 / 2 Bewertungen

Perfektionismus und Aufschieberitis – zwei Seiten einer Medaille

Zwei weit verbreitete Erfolgsblockaden, die mehr miteinander zu tun haben, als man vielleicht meinen könnte, sind Aufschieberitis (oder neudeutsch: Prokrastination) und Perfektionismus.

Wer die ein oder andere Verhaltensweise von sich kennt, hat sich bestimmt schon häufig dafür gegeißelt – und trotzdem noch keinen dauerhaften Weg gefunden, sich mit einem guten Gefühl anders zu verhalten. Deshalb ist es vielleicht eine gute Idee, sich damit einmal näher zu beschäftigen.

Perfektionismus-Check

Woran erkennen Sie, ob Sie zum Perfektionismus neigen? Kennzeichnen Sie folgende Aussagen mit "Ja" oder "Nein":

  • Sie haben einen sehr engen Zeitplan und machen fast keine Pausen.

  • Sie finden Pünktlichkeit sehr wichtig.

  • Bevor Sie jemand anders eine Aufgabe erklären, machen Sie es lieber selbst.

  • Mängel bei einer Dienstleistung können Sie nur schwer akzeptieren.

  • Sie delegieren nicht gerne.

  • Sie tragen gern Verantwortung und nehmen das sehr ernst.

  • Sie sind äußerst penibel und gründlich.

  • Sie finden immer noch etwas, was man besser hätte machen können.

  • Sie sind für Ihre fundierte Kritik bekannt.

  • Sie fühlen sich gut, wenn Sie erschöpft sind.

Als waschechter Perfektionist haben Sie mindestens 5 Mal, eher öfter, mit "Ja" reagiert. Sie haben wahrscheinlich große Schwierigkeiten, irgendetwas dem Zufall zu überlassen. Ihre Fehlertoleranz ist ausgesprochen niedrig, bei sich selbst, aber auch bei anderen. Das macht Sie z. B. als Chef häufig eher ungeduldig. Sie haben extrem hohe Ansprüche an sich selbst und stehen daher ständig unter Druck. Sie finden das aber völlig normal und wundern sich höchstens, dass nicht alle so denken. Im Grunde sind Sie davon überzeugt, beweisen zu müssen, wie gut Sie sind.

Dahinter steckt oft das Gefühl, dass nur Leistung zählt, um gemocht zu werden. Perfektionisten haben meist schon früh gelernt, dass sie weniger um ihrer selbst willen geliebt werden, sondern nur dann, wenn sie gut funktionieren. Diese Lektion ist tief verinnerlicht, und selbst wenn Sie heute darunter leiden, fällt es Ihnen schwer zu akzeptieren, dass Perfektion eine Illusion ist. Sie stellen daher Ihre eigenen Bedürfnisse oft so weit zurück, dass Sie sie gar nicht mehr wahrnehmen können. Und das ist auf Dauer nicht gesund. Nicht umsonst ist Burn-out ein Krankheitssymptom, das vor allem Menschen erleiden, die sehr perfektionistisch unterwegs sind.

Haben Sie schon mal vom Pareto-Prinzip gehört? Vilfredo Pareto war ein italienischer Wirtschaftswissenschaftler und Soziologe. Er fand bei seinen Forschungen heraus, dass Anfang des 20. Jahrhunderts 80 Prozent des Besitzes in den Händen von 20 Prozent der Familien war. Das Spannende daran: Diese Relation lässt sich auch auf viele andere Bereiche übertragen. So werden zum Beispiel in sehr vielen Unternehmen 80 Prozent des Umsatzes mit 20 Prozent der Kunden erzielt.

Und auch im Hinblick auf die Arbeitszeit gilt dieser Zusammenhang: Mit nur 20 Prozent unserer Arbeitszeit erhalten wir normalerweise 80 Prozent des Ergebnisses. Für die nächsten 10 Prozent des Ergebnissen benötigen wir dann noch einmal 30 Prozent Aufwand, und die letzten 10 Prozent kosten genauso viel Aufwand wie die ersten 90 Prozent. Faszinierend, oder? In diesem Lichte besehen sind 100 Prozent eigentlich nur eins: eine ungeheuere und völlig unangemessene Kraftverschwendung!

Bevor wir noch weiter untersuchen, wie Sie dieses unter rationalen Gesichtspunkten also völlig sinnlose Verhalten korrigieren können, schauen wir uns zunächst noch das scheinbare Gegenteil davon an, die "Aufschieberitis".

Woran erkennen Sie, dass Sie darunter leiden?

Aufschieberitis-Check

Kennzeichnen Sie bei den folgenden Aussagen diejenigen mit "Ja", denen Sie zustimmen und diejenigen mit "Nein", die nicht auf Sie zutreffen.

  • Sie schieben unangenehme Aufgaben länger vor sich her.

  • Sie lassen sich leicht ablenken.

  • Sie haben oft ein schlechtes Gewissen.

  • Sie befolgen ungern Anweisungen.

  • Sie haben Angst vor der Herausforderung und fühlen sich Ihrer Aufgabe nicht gewachsen.

  • Was Sie anpacken, geht sowieso meistens schief.

  • Sie finden, das Leben ist zu kurz, um sich mit manchen schwierigen Aufgaben herumzuärgern.

  • Sie gehen ungern Risiken ein.

  • Sie glauben, dass es nichts bringt, unmotiviert an eine Aufgabe heranzugehen.

  • Sie sind oft einfach zu gestresst.

Auch hier gilt: Bei mehr als 5 mal "Ja" haben Sie definitiv eine Neigung zur Aufschieberitis. Gerade viele Kreative finden immer einen Weg sich abzulenken – oder wenigstens eine gute Ausrede.

Auch hinter diesem Verhalten versteckt sich interessanterweise oft eine Form des Perfektionismus – sie äußert sich nur etwas anders. Denn wenn Sie im Grunde Ihres Herzens glauben, dass nur Perfektion gilt, Sie aber davon überzeugt sind, dass Sie die ohnehin nicht bringen können, dann vermeiden Sie eben den Beweis dafür, indem Sie einfach gar nicht erst anfangen. Nach dem Motto "Wer nicht arbeitet, macht auch nichts verkehrt!" stehlen Sie sich aus der Verantwortung und trödeln so lange herum, bis entweder jemand anders Ihnen den Job abnimmt oder die Umstände die Regie übernehmen und Sie darauf "nur noch" reagieren müssen.

Auch hinter diesem störenden Verhalten steht also sehr oft eine schon früh gelernte Lektion, und die lautet wahrscheinlich ähnlich wie: "Wenn ich etwas falsch mache, werde ich bestraft!"

Was also tun bei diesen und anderen Erfolgsverhinderungs-Strategien, bei denen ich mir selbst im Weg stehe?