Gründen 50 plus - die besonderen Chancen und Risiken älterer Existenzgründer

Unternehmer ab 50 - Notlösung oder Lebenstraum?

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Unternehmer ab 50 - Notlösung oder Lebenstraum?

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"In Zeiten des Facharbeiter-Mangels werden ältere Arbeitnehmer mit ihrer Erfahrung und Ausbildung immer wichtiger".

"Ältere Mitarbeiter weisen eine sehr hohe Motivation auf, teilweise sogar eine höhere als junge Menschen."

Solche und ähnliche Aussagen von Experten, Unternehmern und Politikern hören oder lesen wir beinahe täglich. In starkem Gegensatz dazu stehen allerdings die tatsächlichen Erfahrungen vieler dieser erfahrenen, hoch motivierten Menschen im "besten Alter" um die 50. Vielleicht kennen Sie das selbst?

Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind mitunter schlecht - besonders dann, wenn Sie eine der geforderten Qualifikation und Erfahrung entsprechende Bezahlung erwarten. Die Gründung eines eigenen Unternehmens ist manchmal die einzige Chance auf eine neue Perspektive und ein möglicher Weg aus der Arbeitslosigkeit. Gerade bei älteren Gründern spielen diese Motive eine vergleichsweise große Rolle, wie die folgende Grafik (die dem Gründerpanel des IfM Bonn entnommen ist) zeigt.

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Gründungsmotive (Quelle: Gründerpanel des IfM Bonn)

Starke Motive sind auch der Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Glaubt man der zugrundeliegenden Untersuchung, halten sich die Gründungen Älterer als Notlösung und als Lebenstraum ungefähr die Waage.

Manchmal entwickelt sich in der Praxis die ursprüngliche Notlösung aber auch zum Traumberuf, wie z. B. bei Wolfgang P. (der uns als Best-Practice-Beispiel durch den Ratgeber begleitet):

Praxisbeispiel

Wolfgang P. ist kurz nach seinem 53. Geburtstag unverschuldet arbeitslos geworden. Zuvor hatte er 32 Jahre lang in derselben Branche gearbeitet, als Geselle im Fliesenlegerhandwerk mit zahlreichen Zusatzqualifikationen.

Schnell stellte sich heraus, dass der Arbeitsmarkt außer zahlreichen Angeboten zur Schwarzarbeit für einen "Best Ager" mit Erfahrung nicht mehr hergibt als den ein oder anderen Minijob. Das war jedoch zu wenig. Zu wenig Arbeit, zu wenig Auslastung, zu wenig Selbstbestätigung und zu wenig Geld sowieso.

Wolfgang P. war zwar selbstständiges Arbeiten absolut gewohnt, mit den Risiken einer unternehmerischen Selbständigkeit konnte er sich jedoch auch in der Situation der Arbeitslosigkeit nicht so recht anfreunden. Andererseits, so die Überlegung, welche Alternative gab es denn zu dem absehbaren Hartz IV-Bezug?

Nach eingehender Beratung - mit externen Stellen aber auch dem Familienrat - ist dann die Entscheidung pro Existenzgründung gefallen. Vier Monate, einige Seminare und Nachtschichten für den Businessplan später war es soweit: Wolfgang P. hat sein Gewerbe angemeldet.

Er ist nun seit gut zwei Jahren selbständig als Fliesenleger mit erweitertem Leistungsprogramm (Beratung, Verkauf, Vermittlung weiterer Leistungen etc.) und hat den Schritt noch keinen Tag bereut. "Die Notlösung hat sich zum echten Glücksfall entwickelt. Beruflich war ich noch nie so zufrieden wie im Moment," sagt er heute.

Das Beispiel ist kein Einzelfall und soll Mut machen. Man darf darüber jedoch eines nicht vergessen: Eine selbstständige Tätigkeit kann sich nicht nur zum Traumberuf, sondern auch zum echten Albtraum entwickeln (was übrigens für Gründer jeden Alters gilt!).

Es gibt, je nach individueller Situation, bei Gründern ab 50 gute Chancen, aber auch erhebliche Risiken:

  • Was ist z. B. im Falle des Scheiterns? Ein Neuanfang ist schon für gescheiterte Jungunternehmer schwierig, in späteren Jahren aber fast unmöglich.

  • Kann man es riskieren, die Altersvorsorge als Eigenkapital einzusetzen, damit aber möglicherweise auch aufs Spiel zu setzen?

  • Gibt es überhaupt Kredite für ältere Gründer?

Diese und andere Fragen müssen sorgfältig beantwortet werden - und zwar immer ganz individuell.

Vielleicht sind Sie in einer ähnlichen Situation wie Wolfgang P.? Dann können Ihnen die folgenden Tipps helfen, vorhandene Chancen bestmöglich zu nutzen. Die Hinweise sollen helfen, die richtige Entscheidung Pro oder Contra Existenzgründung zu treffen und existenzielle Fehler zu vermeiden.