Nebenberuflich selbstständig: Tipps und Informationen für Ihre Gründung im Nebenerwerb

Die Grundausstattung: Was Sie für den Start brauchen und wie Sie es beschaffen: Mit Augenmaß auf Einkaufstour

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Mit Augenmaß auf Einkaufstour

Wenn Sie zu Beginn Ihrer nebenberuflichen Selbstständigkeit noch nicht genau wissen, welche Geschäftsausstattung und Betriebsmittel Sie benötigen, ist das völlig normal. Greifen Sie deshalb lieber nicht gleich in die Vollen – weder quantitativ noch qualitativ. Großeinkaufsvorteile und Repräsentationserfordernisse werden gern überschätzt. Das folgende Kapitel macht Mut zur "Low-Budget-Produktion" und nennt bewährte Informations- und Beschaffungsquellen für den Start.

Wer Loriot in "Pappa ante Portas" als pensionierten Chef-Einkäufer im Tante-Emma-Laden erlebt hat ("Guten Tag, mein Name ist Lohse und ich kaufe hier ein …"), kennt den gravierenden Unterschied zwischen privaten Wocheneinkäufen und dem betrieblichen Beschaffungswesen: Insbesondere der Zusammenhang zwischen steigenden Mengenrabatten und Lagerhaltungskosten wird bei Lohses 150-Gläser-Senf-Order augenscheinlich.

Viele Nachwuchsunternehmer tun sich schwer, wenn es um den optimalen Umfang und Zeitpunkt von Anfangsbeschaffungen geht. Dabei sind Vorsicht und Zurückhaltung in den allermeisten Fällen die richtigen Ratgeber: Wer nicht gerade als Händler von der möglichst großen Differenz zwischen Ein- und Verkaufspreis lebt, sollte sich mit intensiver Vorratswirtschaft anfangs besser zurückhalten.

Dabei ist unbestritten, dass sich mit klugen Einkaufsentscheidungen beträchtliche Gewinnpotenziale verwirklichen lassen: Jeder Euro, den Sie bei geschäftlichen Anschaffungen (unter ansonsten gleichen Bedingungen) einsparen, erhöht Ihren Gewinn direkt und in voller Höhe! Um über die Absatzseite den gleichen Gewinneffekt zu erzielen, ist sehr viel mehr Aufwand erforderlich: Steigender Umsatz führt so gut wie nie zur Gewinnerhöhung in gleichem Umfang. (Das ist ja auch der Grund, warum Unternehmen in Krisenzeiten dazu neigen, als Erstes ihren Kostenapparat kritisch in Augenschein zu nehmen und dabei oft auch übers Ziel hinausschießen.)

Königsweg Kostensenkung?

Eine etwas gründlichere Beschäftigung mit dem Problem der Kosten-Nutzen-Optimierung im betrieblichen Beschaffungswesen liefert der Grundlagenbeitrag "Kostenmanagement im Kleinbetrieb".

Alt, aber bezahlt

Zurück zu den Anfangsinvestitionen: Böse Zungen behaupten, wer allzu kleine Brötchen in den Ofen schiebt, bleibt am Ende auf ungenießbarem und unverkäuflichem Backwerk sitzen. In Bezug auf das eigentliche Angebot an Waren und Dienstleistungen ist das zweifellos richtig: Wenn Sie Ihren Kunden hochwertige und hochpreisige Angebote machen, müssen Sie diesem Versprechen auch gerecht werden.

Anders verhält es sich mit der eigenen Büro- und Geschäftsausstattung: Vor allem die Repräsentationswirkung wird von vielen Jungunternehmern erheblich überschätzt – auch und gerade, wenn sie zuvor als Angestellte bei einem etablierten Betrieb in der gleichen Branche beschäftigt waren. Lassen Sie sich nicht blenden:

  • Die gebrauchte Arbeitszimmer-Einrichtung,

  • der aus dem eigenen Privatvermögen übernommene Geschäftswagen (Marke "Alt, aber bezahlt") oder auch

  • der schlichte Büro-PC vom Aldi- oder Media-Markt

machen Ihren Betrieb noch lange nicht zu einem Unternehmen zweiter Klasse! Schon gar nicht aus Sicht erfahrener Geschäftskunden: Die wissen nämlich genau, wer die Leasingraten für den protzigen Geschäftswagen letztlich bezahlt.

Weniger ist mehr

Ganz gleich, ob Versandtaschen, Klebeband, Druckerzubehör, Maschinenersatzteile oder Moderationsmaterial: Die Büro- und Werkstattausstatter versuchen, über oft bemerkenswerte Mengenrabatte große "Gebinde" an ihre Geschäftskundschaft zu bringen. Da die Waren in den Regalen und den Versandkatalogen der Großhändler zudem mit attraktiv wirkenden Nettopreisen ausgezeichnet sind, neigen unerfahrene Selbstständige mit Vorliebe zu unbedachtem Hamsterverhalten.

Üppige Vorratswirtschaft lohnt sich für Kleinunternehmen und Freiberufler unterm Strich jedoch nur selten. Das hat ganz unterschiedliche Gründe:

  • Die betreffenden Gegenstände nehmen im "Lager" Schaden, sind im passenden Moment unauffindbar oder verschwinden sogar ganz.

  • Teurer Büro- oder Lagerraum wird zugestellt.

  • Das in den Vorräten gebundene Kapital fehlt an wichtiger Stelle. Und vor allem:

  • Angesichts der Schnelllebigkeit im Geschäftsleben passen die "eisernen Reserven" vielfach schon nach kurzer Zeit nicht mehr zu den geänderten Anforderungen.

Druck-Erzeugnisse

Paradebeispiel für Verschwendung im Kleinen sind die oft in unverhältnismäßig hoher Stückzahl gedruckten Briefbögen, Visitenkarten oder auch Standard-Werbeträger: Zwar wirken die Zusatzkosten für weitere fünftausend Imagebroschüren im Vergleich zum Preis eines später erforderlichen Nachdrucks auf den ersten Blick erstaunlich gering. Doch was nutzt diese vermeintliche "Ersparnis", wenn sich bereits nach der Verteilung der ersten 250 Exemplare herausstellt, dass eine Überarbeitung unverzichtbar ist!?

Klar: Wer kleinere Mengen kauft,

  • verzichtet auf Mengenrabatte,

  • hat vergleichsweise höhere anteilige Beschaffungskosten und

  • aufgrund der häufigeren Bestellvorgänge einen höheren eigenen Beschaffungsaufwand.

Diese Nachteile sollten Sie aber ganz nüchtern gegen die Gefahr der "Kapitalverbrennung" im Lager abwägen. Der – im Übrigen auch bei Großbetrieben – seit Langem zu beobachtende Zug zur "Just-in-time"-Beschaffung wird dadurch erleichtert, dass viele Lieferanten durch optimierte Vertriebs- und Logistikstrukturen Standardprodukte zeitnah verfügbar machen.

Mehr Preistransparenz im Internet

Durch das Internet sind viele Märkte in den vergangenen Jahren zu Käufermärkten geworden: Preissuchmaschinen wie

sorgen zumindest beim eigentlichen Kaufpreis in Sekundenschnelle für mehr Durchblick, als das früher selbst bei tagelangen schriftlichen oder telefonischen Anfragen möglich gewesen wäre. Wer will, kann seine Kaufentscheidungen sogar mithilfe spezieller Preisvergleichssoftware oder -Apps vorbereiten: Der universelle Preismonitor Preispiraten bezieht bei seinen Analysen nicht nur Onlineshops und Preissuchmaschinen mit ein, sondern wertet gleich noch Testberichte sowie die Angebote von Auktionsplattformen aus.

eBay für Geschäftsleute

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eBay hat eine eigene Business-Abteilung

Apropos eBay: Wenn Sie "3-2-1-meins" immer noch hauptsächlich mit Spielzeug oder privaten Münzsammlungen in Verbindung bringen, dann sollten Sie einmal einen Blick auf

werfen. Dort finden Sie nahezu alles, was das Herz sparsamer Geschäftsleute erfreut.

Hilfe und Support

Sofern Sie sich im Umgang mit eBay noch unsicher fühlen, gibt die "Checkliste für Käufer" die wichtigsten Einsteiger-Tipps. Ausführliche Informationen bieten die zentralen Hilfeseiten. Interaktive Einzelfallunterstützung verspricht der individuelle eBay-Kundenservice. Nützlich sind in manchen Fällen auch die wenig bekannten Kaufhilfen ("eBay-Testberichte & Ratgeber").

Lokalisierung und Kleinanzeigen

Nachteil bundes- oder gar weltweiter Handelsplattformen ist, dass der Transport sperriger Güter sehr aufwendig und teuer sein kann und der ursprüngliche Preisvorteil dadurch leicht aufgefressen wird. Wenn Sie die Möglichkeit haben möchten, die gekauften Artikel persönlich in Augenschein zu nehmen und abzuholen, können Sie über die in der linken Navigationsleiste eingeblendeten "Einstellungen" unter anderem einen Radius um Ihren Standort herum vorgeben. An gleicher Stelle haben Sie außerdem die Möglichkeit, den Artikelzustand, die Preisspanne und das gewünschte Verkaufsverfahren (z. B. keine Versteigerung, nur Sofortkauf) vorzugeben.

Die enge Verwandtschaft zum klassischen Anzeigenblatt wird schließlich beim eBay-Kleinanzeigenportal deutlich: Zwischen "Aachen" und "Zwickau" gibt es dort für Deutschland mittlerweile Hunderte kostenlose Kleinanzeigen-Pools: In manchen Fällen hält sich der Bestand zwar in Grenzen – andernorts finden Sie jedoch Angebote in Hülle und Fülle. Falls Sie nicht fündig werden, können Sie es auch über

Sicher ist, dass immer mehr Handelsplattformen regional nutzbar werden und damit die kostengünstige Beschaffung von Geschäftsausstattung weiter erleichtern.

Zusammenfassung

Greifen Sie als nebenberuflich Selbstständige lieber nicht gleich in die Vollen: Wenn Sie sich auf die Ausstattung mit den wichtigsten "Produktionsmitteln" in der erforderlichen Qualität konzentrieren, sich für Secondhand-Ausstattung nicht zu schade sind und auch sonst den gesunden Menschenverstand und das bei privaten Einkäufen übliche Augenmaß wahren, vermeiden Sie ärgerliche Beschaffungsfehlentscheidungen.

Und gleich noch ein Tipp: Verzichten Sie nach Möglichkeit auf das "Nachkarten". Treffen Sie Ihre Entscheidung – und gehen Sie zur Tagesordnung über. Der rasante technische Fortschritt sorgt unvermeidlich dafür, dass nach kürzester Zeit verbesserte Produkte zu günstigeren Konditionen zu haben sind. Entscheidend ist, dass Sie zum gegebenen Zeitpunkt alle Ihnen mit angemessenem Aufwand zur Verfügung stehenden Informationen erhoben und in Ihre Entscheidung einbezogen haben. Sollten Sie mit sich und Ihrer Entscheidung im Nachhinein doch unzufrieden sein, suchen Sie nach einer verallgemeinerbaren Konsequenz und sorgen Sie dafür, dass Sie sich bei nächster Gelegenheit daran erinnern.

Haben Sie Ihre Einkaufstour fürs Erste beendet? Dann sollten Sie sich jetzt ein paar Gedanken über die Kombination von Haupt- und Nebenberuf machen. Wir warnen vor gefährlichen Fallen und geben Ihnen Praxistipps zum "Selbstmanagement als Selbstständige/r".