Verkaufsstarke Produktfotos für eBay und Online-Shops

Foto-Basics: Grundregeln des Fotografierens: Dateiformat, Schärfe, ISO-Wert

∅ 4.9 / 8 Bewertungen

Grundregeln des Fotografierens: Dateiformat, Schärfe, ISO-Wert

Welches Bildformat?

Wenn Sie nur wenig Zeit investieren möchten, ausschließlich fürs Web fotografieren und wenn Ihre Arbeitsabläufe auf Schnelligkeit ausgerichtet sind, genügt es, im JPG-Format zu fotografieren.

Sollen Ihre Bilder später auch gedruckt erscheinen, ist es günstiger, das RAW- oder, falls verfügbar, das TIFF-Format einzustellen. Mit dem RAW-Format haben Sie in der späteren Nachbearbeitung der Bilder die bestmögliche Basis, das beste Datenmaterial. RAW lohnt sich aber nur dann, wenn Sie die Zeit für die spätere Bearbeitung aufwenden können und wollen, denn jedes RAW-Bild muss nachbearbeitet werden.

Bei vielen Online-Anbietern und Foto-Plattformen sind nur JPG-Dateien zugelassen. (Ebay akzeptiert zwar auch TIFF-Bilder, das ist aber wenig sinnvoll.) Wenn Sie Ihre Bilder also in einem anderen Format produzieren, müssen Sie diese vor dem Hochladen in ein JPG umwandeln.

TIFF ist ein sinnvoller Mittelweg, weil die Bilddaten nicht so stark komprimiert werden wie beim JPG und eine Bearbeitung nicht zwingend erforderlich ist. Fürs Web müssen Sie das TIFF-Format in Ihrem Bildbearbeitungsprogramm in ein JPG umwandeln.

Mit der Kombination RAW plus JPG gehen Sie auf Nummer sicher: Sie haben ein JPG, mit dem Sie sofort weiter arbeiten können, aber ein RAW-Negativ in Reserve, falls Sie doch größere Bearbeitungen vornehmen müssen als ursprünglich geplant. Nachteil: Diese Kombination frisst am meisten Speicherplatz.

Stellen Sie bei der Dateigröße immer die höchstmögliche Auflösung (L) und das Maximum an Qualität ein (Symbol: Viertelkreis ohne Treppen). Auch wenn das Foto später nur als winziges Online-Bild zu sehen sein wird, enthält die Originaldatei mehr Details als ein Foto, das mit "S" (Small) aufgenommen wurde. Sie behalten außerdem die Optionen, einen Bildausschnitt zu machen. Falls Sie später doch einmal hoch auflösende Fotos benötigen, sparen Sie eine Menge Arbeit, weil Sie nicht alles noch einmal fotografieren müssen.

Sinnvolle Archivstruktur anlegen und Daten doppelt sichern

Legen Sie Ihre Produktfotos nicht unbedingt chronologisch ab, sondern sortieren Sie sie sinnvoll nach Produktgruppen, so wie Ihr Produktgeschäft organisiert ist. Wenn Sie Produkte über Produktnummern verkaufen, könnte es Sinn machen, die Fotos mit den Produktnummern zu benennen oder andere nachvollziehbare Namen zu vergeben.

Sichern Sie Ihre Bilddaten regelmäßig: Alte Daten, die Sie nicht mehr aktiv benutzen, können auf DVD/CD abgelegt werden. Die aktuell benutzten Daten sollten 1:1 als Backup auf einer externen Festplatte liegen.

Mehr Tipps zum Ablegen und Sichern finden Sie im Beitrag "Archivierung digitaler Bilddaten: Foto-Dateien strukturiert ablegen, sichern, archivieren".

Der richtige Weißabgleich

Der Weißabgleich sorgt für eine naturgetreue Wiedergabe der Farben. In der analogen Fotografie musste man noch zwischen verschiedenen Filmarten (Kunstlicht-/Tageslichtfilm) wählen oder setzte Farbkorrekturfilter vor das Objektiv, um Farbstiche künstlicher Lichtquellen auszugleichen. Der Weißabgleich in der Digitalfotografie ist ein Rechenvorgang, der kameraintern auf die Bilddaten angewendet wird und nicht wieder rückgängig zu machen ist (Ausnahme: man erzeugt RAW-Daten). Hat man den falschen Weißabgleich gewählt, wird das Bild einen Farbstich haben, der je nach Art der Lichtquelle gelborange, grün, violett oder blau sein kann. Da man in der Produktfotografie farbneutrale Aufnahmen benötigt, sollten solche Farbstiche möglichst vermieden werden.

63767_50952_symbole_weissabgleich.jpg

Die Einstellungen Kunstlicht oder Leuchtstoff erzeugen bei künstlicher Beleuchtung meist bessere Ergebnisse als der automatische Weißabgleich (AWB). Je neuer die Kamera, desto mehr unterschiedliche Symbole für den Weißabgleich werden Sie finden (unterschiedliche Leuchtstoffröhrentypen, Tageslicht & Schatten, ...)

An Ihrer Kamera finden Sie unterschiedliche Weißabgleich-Symbole für verschiedene Arten von Licht. Wenn Ihre Studiobeleuchtung eingerichtet ist, machen Sie Testaufnahmen mit den verschiedenen Einstellungen und prüfen Sie am PC, bei welcher Einstellung das Motiv am natürlichsten wiedergegeben wird. Wenn keine Einstellung passt, können Sie an höherwertigen Kameras einen manuellen Weißabgleich vornehmen. Dazu wird ein weißes Blatt Papier formatfüllend fotografiert. Dieses Bild wird über das Kameramenü in den Einstellungen als Neutralweiß definiert. Ob Ihre Kamera über diese Einstellmöglichkeit verfügt und welche einzelnen Schritte dazu erforderlich sind, entnehmen Sie der Bedienungsanleitung Ihrer Kamera.

Falls Ihre Kamera das nicht kann, machen Sie sich keine Sorgen: Im Bildbearbeitungs-Teil dieses Kurses erfahren Sie, wie man Farbstiche per Bildbearbeitung korrigieren kann.

Farbstich trotz richtigem Weißabgleich

Es gibt farbige Motive, die eine so starke Leuchtkraft haben, dass es trotz Weißabgleichs zu seltsamen Farbstichen kommt. Personen in orangefarbener Kleidung haben oft einen sehr unschönen Hautton, der sich manchmal nur schwer bis gar nicht korrigieren lässt. Achten Sie auf alles, was beim Fotografieren farbig leuchtet. Auch Ihre eigene Kleidung kann bisweilen auf das Motiv abstrahlen. Tragen Sie beim Fotografieren neutrale Kleidung (schwarz, weiß, grau, beige) und richten Sie den Studio-Aufbau in einem Raum ein, der neutralfarbige Wände hat.

63768_50953_weissabgleich-falsch.jpg

Bilder mit einem so starkem Farbstich können nur dann gerettet werden, wenn das Original ein RAW-Bild war. Links: Gelbstich entsteht, wenn das Licht künstlich war, und als Weißabgleich Sonne (Tageslicht) eingestellt wurde. Den umgekehrten Fall sieht man rechts: Der Weißabgleich stand auf Kunstlicht und es wurde mit Blitzlicht (entspricht Sonne, Tageslicht) fotografiert.

Kalibrierung

Für den professionellen Arbeitsablauf werden kalibrierte Systeme verwendet, d. h. Bildschirm, Scanner, Drucker und andere Geräte, die an einen Computer angeschlossen sind, werden über Farbprofile aufeinander abgestimmt. Ziel der Kalibrierung ist es, auf möglichst vielen (fremden, auch unkalibrierten) Ausgabegeräten das Bild so darzustellen, wie der Fotograf oder Bildautor es haben wollte.

Sie können aber auch dann nicht hundertprozentig sicher sein, dass Ihr kalibriertes Bild beim privaten Endkunden wirklich so dargestellt wird, wie Sie es sich gedacht haben.

Wenn Sie ausschließlich mit professionellen Partnern zusammenarbeiten (Werbeagenturen, Grafikern, Druckereien) ist eine Kalibrierung angeraten. Ob sich der Aufwand für Ihre Zwecke lohnt, müssen Sie entscheiden. Für die Monitorkalibrierung (die ca. alle zwei Monate wiederholt werden muss) gibt es verschiedene Geräte (ab 120,- EUR für ein gutes Preis/Leistungsverhältnis).

Als Alternative für eine spätere Nachbearbeitung bietet es sich an, eine Farbreferenzkarte zu verwenden (gibt es im Fotofachhandel). Fotografieren Sie diese einmal zusammen mit dem Motiv. Anhand dieser mitfotografierten Referenzkarte können Sie die Farbwerte in der Nachbearbeitung genauer anpassen.

Der richtige ISO-Wert

Ist zu wenig Licht vorhanden, schaltet sich in den meisten Kameraprogrammen das Blitzlicht zu. Das ist in unserem Fall unerwünscht, weil der eingebaute Blitz eine unvorteilhafte Beleuchtung und meistens auch harte Schlagschatten erzeugt. Wenn man den Blitz abschaltet, wird der ISO-Wert wichtig, weil er dem Fotografen einen größeren Spielraum für die Belichtung seiner Aufnahmen gibt. Normalerweise erhöht man den ISO-Wert, um auch bei wenig Licht noch Aufnahmen aus der Hand bzw. ohne Blitzlicht machen zu können. Der Nachteil hoher ISO-Werte ist jedoch das Bildrauschen, das in der Digitalfotografie dem entspricht, was man früher als Körnigkeit von hoch empfindlichem Negativmaterial kannte. Die Körnigkeit wurde und wird vor allem in der Schwarzweiß-Fotografie häufig für gestalterische Zwecke eingesetzt, ist aber in unserem Fall unerwünscht, denn wir wollen eine gestochen scharfe und rauschfreie Produktfotografie.

63769_50954_iso-vergleich-ebay.jpg

Je höher der ISO-Wert, desto schlechter die Bildqualität

Das Bildrauschen fällt bei unterschiedlichen Kameraherstellern sehr unterschiedlich aus. Für Produktfotos sollte generell die niedrigste ISO-Einstellung (LOW/50 oder 100) gewählt werden.

Schalten Sie den eingebauten Blitz der Kamera aus.

Tipp gegen verrauschte Bilder

Wenn Sie Fotos haben, die sehr stark verrauscht sind, können Sie sie retten. Programme wie Neat Image oder Noise Ninja entfernen bei hoch auflösenden Bildern das Bildrauschen recht zuverlässig. Mehr dazu erfahren Sie später.

Schärfe

Die Bildschärfe ist bei Produktfotos das A und O. Da man Produktfotos im Studio und in aller Ruhe macht, sollten Sie sich nicht mit unscharfen Ergebnissen zufrieden geben, zumal sich die Schärfe eines Bildes auch durch nachträgliche Bearbeitung nicht wirklich korrigieren lässt. Bei verkleinerten Produktabbildungen verringert sich zwar der optische Schärfeeindruck, aber falls Sie das Bild irgendwann in voller Auflösung benötigen, z. B. für den Druck, wird der Fehler sichtbar.

Verwackelte Aufnahmen sind ungeeignet und müssen aussortiert werden. Eine Aufnahme verwackelt dann, wenn die Belichtungszeit zu lang ist, um aus der Hand gehalten zu werden. Bei ISO 100 und Kunstlicht im Studio wird dieser Fall wahrscheinlich eintreten, d. h. Sie benötigen für Ihre Aufnahmen ein Stativ.

63770_50955_schaerfe-im-vergleich.jpg

Schärfe im Vergleich

Schärfentiefe

Für jede Aufnahme misst die Kamera das vorhandene Licht und stellt die passende Kombination aus Blende und Belichtungszeit ein. Der eingestellte Blendenwert hat Einfluss auf die Schärfentiefezone. Damit bezeichnet man den Bereich, der im Bild scharf abgebildet wird. Fotografiert man mit der Programmautomatik der Kamera, wird in aller Regel eine weit geöffnete Blende (kleine Blendenzahl) eingestellt. Das Ergebnis sind Fotos, die zwar an dem Punkt scharf sind, auf die man mit dem Autofokus gezielt hat, aber wenn es sich um ein etwas größeres Objekt handelt oder um einen Gegenstand, der sich mehrere Zentimeter nach hinten ausdehnt, kann das bereits dazu führen, dass Teile des Motivs unscharf werden.

Ein Bild mit geringer Schärfentiefe ist am Fokussierpunkt scharf, der Rest des Bildes "verschwimmt" nach und nach in Unschärfe - nach hinten und nach vorne. Diesen Effekt kann man sich z. B. dann zunutze machen, wenn man einen unruhigen, störenden Hintergrund verschwinden lassen möchte. Er wird auch ganz bewusst eingesetzt, um den Blick des Betrachters gezielt auf eine ganz bestimmte Stelle im Bild zu lenken. Umgekehrt verhält es sich bei großer Schärfentiefe: Hier reicht die Schärfe über einen weiten Teil des Bildes.

63771_50956_schaerfe-schuhe-2.jpg

Bei diesem Bild wurde mit Blende 4 fotografiert (100 ISO, 1/8 s). Nur die vordere Kante des vorderen Schuhs ist scharf, der Rest bereits deutlich unscharf.

63772_50957_schaerfe-schuhe-1.jpg

... während hier auf Blende 13 abgeblendet wurde. Sogar der hintere Absatz ist noch scharf. Die Belichtungszeit hat sich auf 2 Sekunden verlängert, was aber kein Problem darstellt, wenn man vom Stativ arbeitet. Auch 1/8 s kann man nicht aus der Hand halten.

  • Eine weit geöffnete Blende (kleine Blendenzahl) erzeugt eine geringe Schärfentiefe.

  • Abblenden auf Werte von 11, 16 oder mehr erzeugt Bilder, in denen die Schärfezone sich über einen größeren Bereich erstreckt, aber Achtung, es gibt weitere Faktoren:

  • Je näher das Motiv sich vor der Kamera befindet, desto geringer ist die Schärfentiefe: Eine Blume aus geringer Entfernung komplett scharf abzubilden ist schwieriger als ein Auto aus mehreren Metern Entfernung.

  • Der Abstand zwischen Motiv und Hintergrund spielt ebenfalls eine Rolle: Wenn der Hintergrund unscharf werden soll, darf das Objekt/Motiv nicht zu nahe am Hintergrund platziert sein.