PowerPoint-Schriftarten mit Pfiff

Schluss mit Arial und Comic Sans!

Mit ein oder zwei passenden Schriftarten lässt sich optische
Eindruck einer Präsentation erheblich verbessern. Lorenz Hölscher stellt solche Schriftarten vor.

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PowerPoint bietet Standard-Designvorlagen an, die den Wiedererkennungswert Ihres Vortrags auf Null reduzieren. Warum aber soll Ihre Präsentation so aussehen wie Millionen andere auch? Selbst wenn Sie für Ihr Unternehmen noch kein komplettes Corporate Design mit eigens entworfener Hausschrift haben, lässt sich durch die Auswahl anderer Schriften viel verbessern.

"Es kommt doch auf den Inhalt an, nicht auf die Schriftart!" - "Das kann doch sowieso niemand unterscheiden!" - So lauten die gängigen Vorurteile, wenn ich vorschlage, sich mal um die Schrift zu kümmern, die auf den Folien benutzt wird.

Wenn es wirklich so wäre, dass niemand die Feinheiten der Schriftwahl bemerkte, würde solche Werbung scheitern:

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Markenspezifische Schriften

Wetten, Sie haben alleine anhand der Schriftart erkennen können, um welche Firmen es sich handelt? Weltfirmen wie Apple und Mercedes-Benz treiben schließlich nicht umsonst einen enormen Aufwand, um überall einen hohen Wiedererkennungswert zu haben. Das gilt für globale Anzeigenkampagnen ebenso wie für lokale PowerPoint-Folien.

Schrift-Klassen unterscheiden

Für unsere Zwecke reicht es aber, ein paar wenige Merkmale bei der Auswahl der Schriftarten zu berücksichtigen. Eines der wichtigsten ist die Unterteilung in Schriften mit und ohne Serifen (den Endabschluss-Strichen):

Serifenschrift "Garamond"

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  • Schriften mit Serifen heißen "Antiqua".

Serifenlose Schrift "Helvetica"

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  • Schriften ohne Serifen heißen "Grotesk".

Sonstige Schriften

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  • Außerdem gibt es noch weitere Schriftarten, die nicht in dieses Schema passen, wie Handschriften oder ähnliche:

Schriftarten in PowerPoint ändern

Natürlich könnten Sie in PowerPoint mit einem Befehl wie Format/Schriftart ersetzen einfach Ihre Präsentationen verändern. Das führt aber zu einem dermaßen ahnungslosen Umgang mit dem Programm, dass ich das gar nicht ernsthaft in Erwägung ziehen will.

Schließlich besitzt PowerPoint für jede Präsentation einen Master mit seinen Layouts. Dort ist nicht nur die Schriftart für die verschiedenen Elemente hinterlegt, sondern auch deren Aufzählungszeichen, Zeilenabstände, Position usw.

Tipp: PowerPoint-Master

Sollten Sie sich doch noch nicht mit dem Master beschäftigt haben, finden Sie mit "PowerPoint 2003 lernen", "Designs übernehmen" oder "Kapitelbeginn mit eigenem Layout" ausführliche Anregungen dazu.

Schauen Sie mal, wie sehr sich ein Vortrag mit der Schriftart verändert. Ich habe eine beliebige, aber typisch textlastige Präsentation aus dem Internet herausgefischt:

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Ausgangspräsentation ohne Änderungen

Die Gestaltung entspricht der unveränderten PowerPoint-Vorlage "Übergänge". Die Schriftart ist die weit verbreitete "Tahoma" aus dem MS-Office-Paket und wird in der Überschrift mit 44 pt, in den Aufzählungen mit 32 pt (und 28 pt in der zweiten Ebene) eingesetzt. Der erste Eindruck beim Anblick dieser Folie heißt: "Aha, das ist mit PowerPoint gemacht!"

Mal abgesehen davon, dass dieses Design wie so oft mit einem enormen weißen Rand viel Platz vergeudet, hinterlässt es keinen individuellen Eindruck. Die Optik ist völlig austauschbar und verschenkt damit die Chance auf Gestaltung. Da können Sie sich ebenso gut Ihr Firmenlogo mit zehn anderen Unternehmen teilen.

Platzprobleme

Wie Sie im Beitrag "Platz. P l a t z!" ausführlicher lesen können, ist ein Platzproblem oft gar keines. Es ist fast immer eine Mischung aus zu viel Text, der sich kürzen ließe, und schlicht verschenktem Abstand.

Dabei dient Weißraum im Layout natürlich durchaus auch einer guten Gestaltung, aber eben nur, wenn er sinnvoll angeordnet ist. Die typischen PowerPoint-Vorlagen haben lediglich einen dicken weißen Rand außen und vergeuden damit Platz.

Konzepte für Schriftarten

Mehrere Schriftarten in einer Präsentation sollten sich möglichst deutlich unterscheiden, sonst wirkt es wie knapp daneben. Natürlich können Sie in Titel und Aufzählungstext die gleiche Schriftart benutzen, aber dann wenigstens mit mehr gestalterischem Abstand als im obigen Beispiel.

Die typischen Gegensatzpaare für Schriften sind:

  • fett und mager

  • groß und klein

  • Antiqua und Grotesk

  • hell und dunkel

Wechseln Sie also in den Master, löschen Sie die farbigen Kleckse und stellen Sie für die Überschrift einen breiteren Textblock und eine "Futura XBlk" ein. Wie der Zusatz "XBlck" ("eXtra Black") schon anzeigt, ist diese Schrift nicht nur fett, sondern besonders dick. Damit das Ihre Folie nicht erschlägt, können Sie die Schriftfarbe auf Mittelgrau zurücknehmen.

Als Schrift für die Aufzählung käme dann eine "Lucida Bright" infrage. Dies ist eine Antiqua-Schrift, nachdem im Titel ja bereits eine Grotesk benutzt wurde:

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Schriftpaar "Futura XBlk" und "Lucida Bright"

Die Schriftgrößen unterscheiden sich mit 45 zu 28 pt kaum von der vorherigen Version, sind aber deutlicher wahrnehmbar. Auch das Aufzählungszeichen habe ich dem Stil der Schriften angepasst.

Sie können auch umgekehrt die Antiqua-Schrift im Titel einsetzen und die Grotesk für die Aufzählungen, beispielsweise mit einer blauen "Palatino Linotype" in 52 pt sowie einer "Lucida Sans Unicode" in 28 pt.

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Schriftpaar "Palatino Linotype" und "Lucida Sans Unicode"

Wie Sie sehen, gibt es tatsächlich auch mal in einer einzigen Schriftfamilie wie hier der "Lucida" sowohl eine Antiqua- als auch eine Grotesk-Version. Der Zusatz "Sans" bedeutet nämlich "sans serifes", also ohne Serifen ("Linotype" ist der Hersteller und "Unicode" der Dateityp, der mehr Zeichen erlaubt als früheres ASCII).

Diese Präsentation hat das (leider weit verbreitete) Problem der viel zu langen Überschriften. Wenn Sie also einigermaßen große Schriften verwenden wollen, werden diese schnell zweizeilig. Es sei denn, Sie benutzen gestauchte Schriftarten wie die "SegoeBoldCond" ("bold" bedeutet fett und "condensed" gestaucht), dann können Sie die Titelschriftgröße sogar auf 65 pt erhöhen.

Die Aufzählungsschrift "Souvenir Lt BT" trägt zwar den Zusatz "LT" (light, also mager) im Namen, ist aber kräftig genug, um mit ihren hohen Mittellängen auch im größeren Abstand noch gut gelesen werden zu können. "BT" verweist wieder auf den Hersteller, nämlich "Bitstream".

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Schriftpaar "SegoeBoldCond" und "Souvenir Lt BT"

Zweite Aufzählungsebene

Sie haben sicherlich bemerkt, dass ich die zweite Aufzählungsebene bei diesem Beispiel geflissentlich ignoriere. Die Originalpräsentation nutzt sogar noch eine dritte Ebene und hat in beiden so viel Text, dass eine kleinere Schriftart dafür der falsche Weg wäre.

Wenn es denn überhaupt eine zweite Aufzählungsebene sein muss, dann dürfen die Formulierungen einfach nicht so lang sein. Statt "Freeze protection provided by drain-back tank or freeze valves" reicht "Freeze protection" völlig. Der Rest wird mündlich erläutert oder braucht eine eigene Folie.

Schriften mitnehmen

Sobald Sie andere als die Standard-Schriften Ihres Rechners benutzen, müssen Sie sicherstellen, dass die neuen Schriften auch auf dem Zielsystem enthalten sind. Präsentieren Sie mit dem gleichen Laptop, auf dem Sie die PowerPoint-Datei erstellt haben, ist das unproblematisch.

Kopieren Sie jedoch die Datei auf einen anderen Rechner oder stellen diese beispielsweise im Internet zum Download bereit, fehlt dann auf dem anderen PC wahrscheinlich die Schrift.

Für PowerPoint 2003 sehen Sie hier den Optionen-Dialog, um in einem solchen Fall die benötigten Schriften in die Datei einzubetten. Kreuzen Sie darin an, dass Sie "TrueType-Schriftarten einbetten" wollen:

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PowerPoint 2003-Optionen zum Einbetten der Schriftart

Ab PowerPoint 2007 findet es sich in der Optionen-Kategorie "Speichern" und dort in der Gruppe "Genauigkeit beim Freigeben dieser Präsentation erhalten":

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PowerPoint 2007-Optionen zum Einbetten der Schriftart

Die Datei wird dadurch zwar meistens bedeutend größer, vor allem, wenn Sie tatsächlich alle Zeichen einbetten. Dafür gibt es aber keine vermurksten Schriftdarstellungen, bei denen oftmals die Ersatzschrift auch noch einen völlig anderen Umbruch erzeugt.

Fazit

Mit wenig Aufwand lassen sich der Stil und damit der optische Eindruck einer Präsentation erheblich verbessern. Anstatt mühsam viele Fotos zu besorgen (die es ja nicht für jedes Thema gibt), können Sie mit der Auswahl von ein oder zwei passenden Schriften ebenfalls punkten.

Schon die Vermeidung der ewigen Schriftart-Langeweiler "Arial", "Times", "Tahoma", "Comic Sans" oder neuerdings "Calibri" und "Cambria" werden die Zuschauer Ihnen von Herzen danken.

Zum Weiterlesen:

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