Selbstständig als Sachbuchautor und Fach-Journalist

Selbstvermarktung und Selbstausbeutung

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Selbstvermarktung und Selbstausbeutung

Apropos Selbstvermarktung: Nach dem Erscheinen meines zweiten KnowWare-Heftchens "Rund um den PC" war ich so stolz auf meine Leistung - ich habe sofort Exemplare des Hefts an verschiedene Zeitschriften und selbst an den Spiegel verschickt. Mein Heft ist draußen, jetzt müsste sich doch die ganze Welt um mich und meinen Text drehen!

Eine Reaktion kam ... nicht!

Aus heutiger Sicht ist mir klar: Das Heft wanderte unter Garantie sofort in den Papierkorb. Damals hatte mich diese Nichtreaktion doch sehr verwundert - so groß war der Rausch "überheblicher Selbstüberschätzung".

Die Botschaft dahinter lautet: Leben Sie Ihren Rausch aus. Der Text oder das Buch ist fertig und Sie können stolz darauf sein! Feiern Sie sich mit einem Glas Sekt! Wer von sich überzeugt ist, hat mehr Tatendrang und Schwung als derjenige, der frustriert durch die Gegend läuft und von vornherein denkt, dass alles keinen Sinn hat.

Vermarktung beginnt lokal!

Es muss ja nicht der Spiegel sein: Stellen Sie Ihr Projekt doch einmal in einer Vereins- oder Lokalzeitung vor. Es gibt unzählige Stadtteil- und Anzeigenmagazine, die so etwas gern veröffentlichen. Häufig sind die Redakteure sogar dankbar, einen Autor aus ihrem Kiez vorstellen zu dürfen. Auch eine Lesung in der örtlichen Bibliothek oder eine Veranstaltung im Kulturhaus kann helfen, Leser zu finden.

Inzwischen gibt es viel mehr Möglichkeiten als das altmodische Verschicken von Rezensionsexemplaren. Richten Sie ein Blog oder eine Website zum Buch ein. Veröffentlichen Sie Zitate aus Rezensionen oder - mit Einverständnis der Leser - auch positive Leserstimmen. Präsentieren Sie sich auf Facebook oder Business-Netzwerken wie Linkedin oder Xing.

Auch wenn es en vogue sein mag - ich persönlich bin kein Fan von Business-Netzwerken. Mir sind "Offline-Treffen" wichtiger. Gibt es in Ihrer Umgebung Fachverbände, Vereine oder Interessengruppen zu Ihrem Thema? Eine Klubgemeinschaft mit regelmäßigen Treffen? Werden Sie Mitglied! Treffen Sie sich mit Gleichgesinnten und tauschen Sie sich aus. Ich verdanke derartigen Treffen gute Anregungen und viele interessante Kontakte.

Sie haben die ersten Aufträge? Und strotzen nur so vor Kraft und Energie und schreiben, schreiben, schreiben? Versuchen Sie, den richtigen Rhythmus zu finden zwischen Arbeit und Erholung. Schreiben ist nicht alles! Ich habe es in der Anfangszeit erheblich übertrieben. Arbeitstage von bis zu 16 Stunden, durchgearbeitete Nächte und Wochenenden und dazu über Jahre kein richtiger Urlaub - das rächt sich irgendwann. Dazu kamen zuletzt Enttäuschungen über schwerfällig zahlende Auftraggeber und Herausforderungen in der Familie.

Ich war dicht dran am Burn-out-Syndrom, depressiv und antriebslos. Und natürlich ohne Aufträge, da ich plötzlich selbst verabredete Projekte absagen musste. Wer möchte schon einen Autor beschäftigen, der herumjammert und eine "Ich-schaffe-es-nicht"-Haltung verbreitet?

Ziehen Sie rechtzeitig die Notbremse

In so einem Fall sollten Sie nicht zögern: Gönnen Sie sich eine Auszeit! Ein toller Urlaub, Gespräche mit Freunden, Frauen- oder Männerselbsthilfegruppen, Entspannungstherapien, Wellness-Wochenenden oder der feste Halt in einer Familie oder Gemeinschaft - es gibt viele Kraftquellen, die Ihnen helfen können. Zapfen Sie sie an! (Und holen Sie sich im Zweifelsfall professionelle Hilfe.) Ich persönlich fühle mich wieder fantastisch, strotze nur so vor Kraft und könnte Berge versetzen! Das "spürt" auch mein Umfeld: Die Aufträge strömen plötzlich wieder wie von selbst und die Arbeit macht richtig Spaß!