Weiterbildung: Formen, Fördermöglichkeiten, Qualitätskriterien

Die richtige Weiterbildung finden

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Die richtige Weiterbildung finden

Klar - ohne Weiterbildung kein berufliches Vorankommen. Aber wo findet man den passenden Anbieter? Wie findet man heraus, ob ein Weiterbildungsangebot wirklich Qualität verspricht - oder besser gesagt auch liefert? Welche der vielen Fördermöglichkeiten passt? Fragen, auf die Sie in diesem Beitrag Antwort erhalten.

Was kann man mit beruflicher Weiterbildung eigentlich erreichen?

Egal, ob Sie selbstständig oder angestellt sind: Wenn Sie beruflich am Ball bleiben wollen, müssen Sie sich um Ihre Weiterbildung kümmern. Neue Aufgabenbereiche, neue Softwareprogramme, neue Medien, verändertes Konsumverhalten und vieles andere mehr zwingen uns alle dazu.

Ein besonders wichtiges Thema wird Weiterbildung außerdem dann, wenn Sie nach einer längeren Auszeit - für Kindererziehung oder wegen Krankheit - wieder in Ihren Beruf zurück möchten und dafür Ihr Wissen auffrischen müssen oder ergänzende Kompetenzen brauchen.

Idealerweise bringt eine Weiterbildung ...

  • für Angestellte zusätzliche Aufstiegschancen,

  • für Selbstständige und Unternehmer Wettbewerbsvorteile und bessere Zukunftsperspektiven,

  • für Arbeitssuchende bessere Einstiegsperspektiven und

  • für Existenzgründer verbesserte Startchancen.

Mit einer Weiterbildungsmaßnahme vertieft oder erweitert man vorhandenes Wissen, das man während Ausbildung oder Studium erworben hat. Oder man eignet sich zusätzliche Kenntnisse in einem neuen Fachgebiet an. Aber Achtung: Der große Karrieresprung ist damit nicht garantiert. Mit einer mehrtägigen Weiterbildung werden Sie nicht automatisch zum Spezialisten in einem neuen Fachgebiet. Dazu ist ohnehin in jedem Fall Praxiserfahrung erforderlich. Eine Weiterbildung liefert aber immerhin die Chance - in Form eines Sprungbretts.

Profitieren können Sie freilich nur, wenn Sie die richtige Maßnahme auswählen. Im schlimmsten Fall ist Weiterbildung ansonsten teuer bezahlte Zeitverschwendung. Wir zeigen Ihnen Wege, wie Sie aus dem Dschungel der Angebote das richtige auswählen.

Persönliche Auswahlkriterien - wie finde ich einen Anbieter, der zu mir passt?

Um eine geeignete Maßnahme und einen hochwertigen - öffentlichen oder privaten - Ausbilder zu finden, ist es ganz wichtig, die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen und sich über die konkreten Ziele klar zu werden, die Sie mit der Teilnahme erreichen wollen. Am besten informieren Sie sich zunächst grundsätzlich darüber, welche Maßnahmen in Ihrem Arbeitsgebiet angeboten werden.

Machen Sie es sich bei der Auswahl ruhig etwas schwerer: Um eine Weiterbildung zu finden, die zu Ihnen passt, sollten Sie sich jede Menge Informationen bei verschiedenen Anbietern einholen, die Informationen und Auskünfte vergleichen und - wenn möglich - mit Erfahrungsberichten von Leuten abwägen, die vielleicht bereits einen solchen Kurs besucht haben. Der Aufwand lohnt sich: Seminare, Workshops und Trainings unterscheiden sich erheblich - hinsichtlich Inhalt, Zielen und Länge - und natürlich bei den Kosten (dazu mehr im nächsten Abschnitt).

Die folgenden Fragen können Sie bei der Entscheidung für eine fachlich geeignete und qualitativ hochwertige Weiterbildungsmaßnahme unterstützen.

  • Was wollen Sie erreichen?

    Formulieren Sie Lernziele, bevor Sie Angebote vergleichen: Welche Kompetenzen möchten Sie am Ende der Weiterbildung haben? Möchten Sie Ihr Englisch auffrischen, um die Korrespondenz mit Ihren amerikanischen Kunden künftig gewandt und fehlerlos zu bewältigen? Wollen Sie eine Branchensoftware erlernen, um Ihre Auftragsbearbeitung zu vereinfachen? Möchten Sie Ihre Rhetorik-Kenntnisse auffrischen, um bei Präsentationen vor Kunden und Kollegen künftig eine bessere Figur zu machen? Oder wollen Sie sich mit der Weiterbildung den Einstieg in die Selbstständigkeit eröffnen?

    Zudem sollten Sie kritisch prüfen, ob das angestrebte Ziel realistisch ist: Bringen Sie die (Zugangs-)Voraussetzungen für die Teilnahme mit? Haben Sie die geforderten Vorkenntnisse? Dazu gehört auch die realistische Einschätzung, ob Sie dem Lernaufwand, den das Seminar mit sich bringt, gewachsen sind.

    Je konkreter Sie sich klarmachen, was Sie mit der geplanten Weiterbildung erreichen wollen, desto einfacher ist es später, aus der Fülle der Angebote das Angebot auszuwählen, das Ihren Vorstellungen am besten entspricht.

    Dazu gehört auch die Überlegung, wie Sie das Gelernte später anwenden können. Trägt der Kurs dazu bei, dass Sie aktuelle Aufgaben besser bewältigen können? Welche neuen oder zusätzlichen Aufgaben(-bereiche) können Sie nach Abschluss des Seminars übernehmen? Für welche Stellenangebote oder Projektanfragen können Sie sich damit eventuell bewerben? Ihre Berufswirklichkeit, betriebliche Anforderungen oder den Arbeitsmarktbedarf dürfen Sie ruhig im Auge behalten. Und schließlich kann eine Fortbildung nur dann etwas bewirken, wenn Sie auch Lust und Zeit für eine Veränderung im Alltag haben.

  • Wie wollen Sie das erreichen?

    Welcher Lerntyp Sind Sie? Brauchen Sie Präsenzveranstaltungen und Direktunterricht, um Neues zu verinnerlichen? Oder können Sie sich vorstellen, eigenverantwortlich mit Computertechnologien und Internet zu lernen?

    Im digitalen Zeitalter haben Sie die Wahl zwischen verschiedenen Lernformen: Präsenzseminare, -workshops und -trainings sind der "Klassiker" und nach wie vor beliebt. Daneben haben sich weitere Lernformen etabliert: E-Learning, Computer Based Training und Blended-Learning, das Onlineangebote mit Präsenzveranstaltungen ergänzt, sind am weitesten verbreitet.

    Die Entscheidung für eine dieser Lernformen hängt nicht nur von Ihrer Motivation und Selbstdisziplin ab. Je nachdem, was Sie lernen möchten, bietet sich vielleicht sogar nur eine Art der Weiterbildung an: Wenn Sie sich etwa in sogenannten Soft Skills wie Teamfähigkeit, Präsentation und Kommunikation weiterbilden möchten, dann sollte der Kurs Ihnen ermöglichen, das Erlernte in bestimmten Situationen zu üben. Das spricht eindeutig für einen Präsenzworkshop oder eine Veranstaltung mit Präsenzanteilen. Auch die Länge der Weiterbildung muss Ihnen liegen: Über ein halbes Jahr lang dreimal wöchentlich einen Abendkurs zu besuchen, ist nicht jedermanns Sache.

    Wie die Weiterbildungsmaßnahme aufgebaut ist, gehört ebenfalls zu den wichtigsten Entscheidungskriterien für oder gegen einen Anbieter: Welche Inhalte werden im Kurs vermittelt? Je nachdem, welchen Wissensstand Sie bereits haben, sind Grundlagen, weiterführende Inhalte oder vielleicht eine ganz detaillierte Spezialisierung für Sie interessant. Der Lernerfolg hängt auch davon ab, welche Methoden eingesetzt werden: Vielleicht sind Gruppenübungen, Impulsvorträge oder die Verwirklichung eigener kleiner Projekte im Kurs geplant. Ebenfalls ganz wesentlich: Welche Lernunterstützung bietet der Veranstalter? Bei Präsenzseminaren ist dies vor allem die Unterstützung durch den Seminarleiter und die Materialien, die er einsetzt - etwa Bücher, Skripte, Software oder Podcasts. Beim E-Learning könnten es etwa Download-Angebote oder ein spezielles Benutzerforum sein, über das Teilnehmer und Workshopleiter in Kontakt treten und Informationen austauschen können. Auch die Führung durch einen Avatar, der den Nutzer durch die Anwendung führt, ist denkbar.

    Wie stark ist der Praxisbezug? Dies sollten Sie genau unter die Lupe nehmen. Meist können Sie nämlich nur dann optimal von Ihrem neuen Wissen profitieren, wenn der Kurs aktuelle Praxis vermittelt. Vielleicht führt ein Experte mit langjähriger Branchenerfahrung die Veranstaltung durch oder Sie können die angebotenen Inhalte durch eigene Recherche im Internet oder Kollegen- und Bekanntenkreis auf ihre Praxistauglichkeit überprüfen.

    Meist bestimmt auch die Frage nach dem Abschluss, den Sie mit dem Kurs erwerben, die Entscheidung maßgeblich: Ist der Abschluss anerkannt, so dass er Ihnen etwa beim Erklimmen der Karriereleiter, bei künftigen Bewerbungen oder bei Akquisitionsgesprächen einen Vorteil verschafft? In bestimmten Bereichen, wie etwa Sprachen oder Betriebswirtschaft, etablieren sich zunehmend Abschlüsse, die im gesamten europäischen Wirtschaftsraum standardisiert und anerkannt sind. Dies kann ein klarer Vorteil gegenüber Zertifikaten sein, die selbst unter Branchenkennern kaum bekannt sind. Verbindliche Mindestqualifikationen sind nur für staatlich anerkannte Abschlüsse vorgeschrieben.

  • Wie viel Zeit wollen Sie investieren?

    Wenn Sie voll berufstätig sind und sich weiterbilden möchten, haben Sie mehrere Möglichkeiten: Entweder Sie belegen berufsbegleitend Wochenend- und Abendseminare, E-Learning-Angebote oder Fernkurse, um sich ohne berufliche Auszeit weiterzubilden. Oder Sie legen die Weiterbildung auf Ihre Urlaubszeit und belegen ein Vollzeit-Seminar. (Für Angestellte gibt es auch den Bildungsurlaub.)

    Unter "Vollzeit" versteht man meist ein Stundenpensum, das bei mindestens sechs Stunden täglich liegt. "Teilzeit" bedeutet dagegen, dass der Unterricht etwa einen halben Tag lang, in den Abendstunden oder an den Wochenenden stattfindet, so dass Vollzeit-Berufstätige sich neben dem normalen Berufsalltag weiterbilden können. Über den tatsächlichen zeitlichen Umfang einer Weiterbildung sagt "Teilzeit" noch nichts aus: Darüber gibt nur die Gesamtzahl der Unterrichtseinheiten eine verlässliche Auskunft. Und damit sind wir wieder bei den Lernzielen: Je nachdem, wie umfangreich das neue Wissen sein soll, sollte natürlich auch Ihr gewählter Kurs entsprechend länger oder kürzer ausfallen. Es ist zwar noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber an vier Abenden wird man sich kaum in ein neues Fachgebiet einfinden ...

    Wenn Sie ein Vollzeit-Seminar besuchen, können Sie sich voll auf das Lernen konzentrieren, ohne durch andere berufliche Pflichten abgelenkt zu sein. Sie können Ihr Seminar zügig abschließen und das neue Wissen anwenden. Teilzeit-Kurse vermitteln dagegen ein Lernpensum, das in wenigen Stunden zu bewältigen ist. Dennoch bedeutet das Lernen in der knappen Freizeit eine Doppelbelastung. Der Zeitfaktor ist häufig ein ausschlaggebendes Argument für E-Learning-Angebote: Wo, wann und in welchem Tempo gelernt wird, entscheidet jeder Teilnehmer individuell. Von dieser Flexibilität des Lernens profitiert allerdings nur, wer ein gesundes Maß an Selbstdisziplin mitbringt.

    Bei der Entscheidung für Voll- oder Teilzeit können auch die anfallenden Kosten eine Rolle spielen: Während bei zeitlich komprimierten Seminaren die Gebühren normalerweise auf einen Schlag (häufig sogar im Voraus) fällig sind, ist bei (längeren) Teilzeit-Seminaren oft eine schrittweise Bezahlung - beispielsweise in monatlichen Beträgen - möglich.

Workshop im Bildungsurlaub

Angestellte haben Anspruch auf Bildungsurlaub: Das sind zusätzliche Urlaubstage, um Weiterbildungskurse zu besuchen oder Bildungsreisen zu machen. In den einzelnen Bundesländern gelten unterschiedliche Regelungen zum Bildungsurlaub (in Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und Thüringen ist der Anspruch nicht gesetzlich verankert). Da Bildung Ländersache ist, kommt es darauf an, in welchem Bundesland Ihr Arbeitgeber (nicht Sie als Seminar-Teilnehmer!) ansässig ist. Fast überall dürfen Arbeitnehmer fünf Arbeitstage pro Kalenderjahr frei nehmen; meist können sie die Ansprüche von zwei Kalenderjahren zusammenfassen, sodass alle zwei Jahre sogar zwei Wochen Bildungsurlaub am Stück drin sind. Während des Bildungsurlaubs zahlt der Arbeitgeber das Gehalt weiter. Die Kosten für die Weiterbildung - also Kursgebühren, Unterrichtsmaterial, Fahrt und Unterkunft - muss der Arbeitnehmer selbst bezahlen.

In den meisten Bundesländern dürfen nur staatlich anerkannte Bildungseinrichtungen und Volkshochschulen Kurse für die Inanspruchnahme von Bildungsurlaub anbieten. Eine entsprechende Bestätigung des Weiterbildungsanbieters müssen Sie beilegen, wenn Sie einen Antrag auf Bildungsurlaub stellen. Ausführliche Informationen und Tipps finden Sie in unserem Beitrag "Bildungsurlaub nehmen: Wie Sie Ihren Bildungsurlaub beantragen und durchsetzen".