Bewerbung mit "Handicap"
Langzeitarbeitslos: Am Anfang steht die Selbstanalyse
Langzeitarbeitslos: Am Anfang steht die Selbstanalyse
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Sie sind schon sehr lange arbeitslos? Das soll sich ändern? Dann machen Sie sich auf den Weg:
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Erster Schritt ist eine ehrliche Bestandsaufnahme der Gründe, warum Sie arbeitslos sind:
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Warum haben Sie vorletztes Jahr keine Arbeit gefunden?
Warum hat es letztes Jahr nicht geklappt etc.?
Was wird sich in diesem Jahr, ab jetzt, ändern?
Liegen die Gründe, warum Sie vorher keine Arbeit gefunden haben, immer noch vor?
Was für Arbeit suchen Sie eigentlich?
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In jedem Falle haben Sie heute ein neues Problem, denn Sie sind langzeitarbeitslos und es wird Ihnen schwer fallen, potentielle Arbeitgeber davon zu überzeugen, warum (von Ihrer Seite aus) jetzt alles ganz anders wird. Es kann auch sein, dass Sie mittlerweile den Anschluss an fachliche Standards verpasst haben.
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Es gibt viele Dinge, die Sie selbst klären müssen, bevor Sie einem potentiellen Arbeitgeber mit Überzeugungskraft gegenüber treten können.
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Schließen Sie die Phase der Arbeitslosigkeit in Ihrem Leben jetzt gedanklich ab. Ziehen Sie Bilanz, was das für eine Zeit war, was Sie aus dieser Zeit gelernt haben und was aus dieser Zeit Sie in Zukunft vielleicht auch vermissen werden. Machen Sie eine kleine Phantasiereise:
Wo haben Sie vor 10 Jahren gestanden?
Wo werden Sie in 10 Jahren stehen?
Wie wird die heutige Zeit rückblickend in 10 Jahren aussehen?
Es ist Ihr Leben, nehmen Sie es in die Hand. Wenn Ihnen bei solchem "Kopfkino" schwierige Gedanken aufsteigen "geht doch gar nicht, weil...", nehmen Sie das ebenso wahr und während Sie sich damit immer mal wieder beschäftigen, wird Ihnen eines Tages beim Duschen, beim Spazierengehen oder sonst wann plötzlich einfallen, wie es anders sein könnte. Wenn die Dinge in Ihrem Kopf Form angenommen habe, können Sie nach und nach diesem geistigen Wegweiser folgen und die erforderlichen Schritte beschreiten.
Ihre innere Entscheidung, dass Sie bald wieder einer Erwerbsarbeit nachgehen, wird Ihren Blick dafür schärfen, wer oder was Ihnen auf diesem Weg hilft.
Möglicherweise werden eine Menge Vorbehalte wach, Befürchtungen verschiedener Art, was Ihnen alles passieren könnte, wenn Sie wieder arbeiten gehen. Mit etwas Lebenserfahrung wissen wir alle, dass es auch riskant ist, sich einzulassen (auf eine Firma, auf eine Aufgabe, einen Kollegenkreis, einen Vorgesetzten). Vielleicht steht eine Mauer von Vorbehalten zwischen Ihnen und einer neuen Arbeitsstelle. Wenn Sie nun doch wieder dabei sein möchten, müssen Sie Ihre Vorbehalte (und ggf. Selbstzweifel) abbauen.
Vielleicht hilft Ihnen die eine oder andere absurd scheinende Frage weiter, sich selbst auf die Schliche zu kommen:
Welche Vorteile ziehen Sie aus der Arbeitslosigkeit?
Wovor schützt Sie die Arbeitslosigkeit?
Was bekommen Sie von anderen, weil Sie dieses Problem haben?
Was würde sich alles ändern, wenn Sie wieder arbeiten gehen?
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Manch einer "denkt" gerne mit einem Blatt Papier - in Textform oder mit einer MindMap, andere gehen spazieren, um sich solche Fragen durch den Kopf gehen zu lassen. Nutzen Sie ggf. Kreativitätstechniken. Seien Sie vorsichtig mit Beratung durch den Partner oder die Partnerin. Es ist möglich, dass Ihr Partner/Ihre Partnerin von Ihren Entscheidungen und Entwicklungen so stark betroffen ist, dass er/sie Ihnen wenig objektive Rückmeldungen gibt.
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Sie haben mit den Jahren an Selbstbewusstsein verloren?
Arbeit ist etwas sehr wichtiges im Leben der meisten Menschen. Wir beziehen darüber nicht nur den Lebensunterhalt (in einer Höhe, die unseren Lebensstandard prägt), sondern erhalten auch ein soziales Umfeld von Kollegen, mit denen wir zusammen arbeiten, und Anerkennung für unsere Leistung und Arbeits-(Lebens-)Kraft. Einen Beruf auszuüben vermittelt das Gefühl, einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Geschehen zu leisten. Wer keine (Erwerbs-)Arbeit hat, fühlt sich demnach auch häufig ausgegrenzt.
Nach längerer Nicht-Erwerbstätigkeit ist es mitunter schwierig, sich ein klares Bild der eigenen Schaffenskraft zu machen, herauszufinden, wo die Stärken liegen, wo die Schwächen.
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Auch Illusionen in dieser Frage sind nicht selten. Personalverantwortliche beklagen, dass viele Bewerber ihre Fähigkeiten sehr stark unterschätzen oder überschätzen. Beide Extreme sind gleichermaßen problematisch.
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Wie könnten Sie sich in dieser Frage vorbereiten? Sie haben verschiedene Alternativen:
Suchen Sie persönliche Gespräche mit Menschen, die Ihnen sachlich und ausführlich aus der betrieblichen Praxis erzählen. Suchen Sie insbesondere das Gespräch mit Personen, die im Betrieb zurecht kommen. Jemand, der von Mobbing betroffen ist, kann Ihnen kaum neutrale Informationen geben.
Überwinden Sie die "natürliche Trägheit". Suchen Sie sich (fachliche oder persönliche) Herausforderungen. Ob Sie Fachbücher lesen oder einfach nur eine anspruchsvolle Tageszeitung, Kurse an der Volkshochschule besuchen oder ein interessantes Ehrenamt übernehmen: Sprechen Sie mit anderen über diese Tätigkeiten und über Ihre Schwierigkeiten und Erfolge dabei. Überfordern Sie sich nicht, aber gehen Sie systematisch Ihre Schritte auf dem Weg, sich Neuland (welcher Art auch immer) zu erarbeiten. Wenn das einen Bezug zu der von Ihnen angestrebten Tätigkeit hat, ist es doppelt wertvoll, muss aber nicht sein. Viele Leute haben hervorragende EDV-Kenntnisse, weil sie Computer für ein bestimmtes Privat-Interesse benutzen. Dieselben EDV-Kenntnisse sind zugleich dann auch in vielen Berufen sehr wertvoll.
Suchen Sie sich gerade auch im persönlichen Bereich (kleine) Herausforderungen. Übernehmen Sie Verantwortung und testen Sie Ihre Grenzen.
Sie können fest davon ausgehen, dass Ihre Veränderungen zugleich Veränderungen in Ihrem Umfeld nach sich ziehen. Gute Freunde gehen plötzlich auf Distanz ("was ist denn mit dem/der los?") und flüchtige Bekannte bekommen plötzlich eine wichtige Bedeutung in Ihrem Leben. Ob Sie ein Pilgerreise machen, in einen anderen Stadtteil umziehen oder Ihren Kleidungsstil radikal verändern: Bringen Sie neuen Schwung in Ihr Leben und lernen Sie sich selbst - Ihre Fähigkeiten und Ihre Grenzen - dabei wieder neu kennen. Wenn Sie sehr still und zurückgezogen leben, dann lernen und üben Sie jetzt, wie man mit fremden Menschen ins Gespräch kommt. Wenn Sie eher eine Betriebsnudel sind, dann versuchen Sie, Stille auszuhalten und nach innen zu horchen. Erweitern Sie Ihr Verhaltensspektrum. Üben Sie in möglichst vielen kleinen Situationen des Lebens, dann sind Sie nach und nach auch für einen authentischen Auftritt gegenüber Ihren zukünftigen Kollegen und Vorgesetzten gewappnet.