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Sie haben Spaß am Schreiben? Wollen schon lange ein paar Geschichten zu Papier bringen? Fangen Sie einfach an:
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Aufgabe: Entwickeln Sie Ihre Hauptfigur
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Online-Schreib-Coaching
Dieser Text stammt aus dem Online-Workshop Creative Writing - Mehr Spaß & Erfolg beim Schreiben.
In diesem Online-Workshop erfahren Sie, wie eine Geschichte entsteht, wächst und "rund" wird: am Beispiel Ihrer eigenen Kurzgeschichte! Sie eignen sich professionelle Schreibtechniken an und erhalten individuelles Feedback und Unterstützung von Schreib-Profis.
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Figuren schreiben
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Tipp:
Haben Sie Mut, sich auf die Sichtweise Ihrer Figur ganz und gar einzulassen.
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Lassen Sie sich ganz auf Ihre Figuren ein. Das bedeutet, dass Sie "für den Zeitraum des Schreibens ein anderer sein" dürfen, dass Sie sich ein wenig auch in Ihre Figuren "verwandeln" dürfen und müssen. Das Schreiben guter Figuren erfordert eine gute Selbstkenntnis des Autors, ebenso muss er ein ausgeprägtes Verständnis für andere Menschen, ihre Interessen und Motivationen haben.
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Als Autor denken Sie sich Figuren nicht nur einfach aus, sondern Sie entdecken die Figur, die Sie fasziniert. Und wenn Sie sich auf die Figuren einlassen, gewinnen diese oft ein unvorhergesehenes Eigenleben. Ab einem bestimmten Punkt werden Ihre Figuren Sie überraschen, Sie werden sie immer wieder neu kennenlernen.
Geben Sie den Figuren eine Welt und eine Sprache
Die Biografie, die Gefühlslage und die Psychologie der Figur müssen in sich stimmig sein. Die Art und Weise, wie sie spricht (ist sie z. B. eher intellektuell, stammt sie aus dem Arbeitermilieu, aus der Stadt oder dem Dorf?), gehört ebenso dazu.
Die Figur wird auch in ihrer Sprache und Denkweise eher aus ihrem jeweiligen Erfahrungsschatz schöpfen (und nicht aus dem des Autors).
Die Hintergründe von Figuren müssen Sie recherchieren.
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Achtung:
Recherche heißt nun nicht, dass Sie alles und auch noch das letzte Detail über ein bestimmtes Milieu wissen müssen, bevor Sie die erste Zeile schreiben dürfen. Sie brauchen nur den Leser davon zu überzeugen, dass Sie sich wirklich auskennen. Das bedeutet, der Leser muss glauben, dass er von Ihnen mehr erfährt als die üblichen Medien-Klischees über dieses Milieu.
Verlieren Sie sich beim Schreiben nicht in endlosen fachspezifischen Recherchen, so spannend diese auch sein mögen.
Suchen Sie beim Recherchieren eher nach Motiven, Informationen und realen wie sprachlichen Bildern, die Sie literarisch gut einsetzen können.
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Das Bio-Raster nennt die wichtigsten Aspekte, die Sie von einer Figur kennen müssen.
Wie sieht Ihre Figur aus?
Alter, Geschlecht
Körper (Haarfarbe, Gesichtszüge etc.)
Bewegungen
typische Mimik
typische Gestik
bevorzugtes Kleidungsstück
Wie ist das Wesen Ihrer Figur?
Meine Figur reagiert bei Stress eher …
Meine Figur ist in der Liebe eher …
Meine Figur reagiert auf Bedrohung eher …
Meine Figur hat die Gewohnheit …
Die Lieblingsfarbe meiner Figur ist …
Nennen Sie ein Ereignis in der Vergangenheit, das für die Figur prägend war.
Wovon träumt Ihre Figur?
Was möchte Ihre Figur nie wieder erleben?
Wie ist das Umfeld Ihrer Figur?
In welchem Milieu lebt Ihre Figur?
Wo lebt Ihre Figur, an welchem Ort?
Mit welchen Menschen hat sie hauptsächlich zu tun?
Welchen sozialen Status hat Ihre Figur?
Die wichtigsten Fragen zum Schluss
An meiner Figur verstehe ich nicht, dass …
Wie heißt Ihre Figur? Geben Sie Ihrer Hauptfigur einen passenden Namen.
Wenn die Ideen jetzt noch nicht sprudeln, helfen die folgenden Infos und Tipps – ebenfalls entnommen aus dem Online-Workshop Creative Writing – Mehr Spaß & Erfolg beim Schreiben – weiter:
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Bedeutung von Figuren
Es gibt keine Geschichten ohne die Menschen, die sie erleben. Der Leser folgt dem Handlungsablauf einer Geschichte, weil er wissen will, was diesen Figuren passiert ist und noch passieren wird.
Deshalb müssen diese Figuren vor dem geistigen Auge des Lesers zum Leben erweckt werden. Interessant sind Figuren, die als Persönlichkeiten wahrgenommen werden können und nicht einfach einem Klischee entsprechen, das jeder kennt und das deshalb im Grunde langweilig (und unglaubwürdig) ist. Lebendige Figuren erzählen eine spezielle, einmalige Geschichte. Genau darin will der Leser eintauchen.
Dennoch entsprechen Figuren in Geschichten nicht den Menschen, die uns in der Realität begegnen. Figuren aus Geschichten sind intensiver, weil sie die Konflikte und Abenteuer in der Geschichte exemplarisch für uns erleben, eben zugespitzter als im wirklichen Leben.
Gute Figuren müssen also glaubwürdig, originell und interessant sein.
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Glaubwürdigkeit
Die Glaubwürdigkeit einer Figur hängt nicht davon ab, ob die Figur alltäglich ist, ob die Leser ihr im wirklichen Leben begegnen können. Glaubwürdigkeit entscheidet sich daran, wie plausibel der Autor die Handlungen, Reaktionen, Beweggründe einer Figur schildert.
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Originalität
Die Originalität einer Figur hängt nicht davon ab, ob diese Figur ein ganz spezielles Leben führt, das die Leser nie führen würden oder könnten. Die alltäglichsten Figuren können sehr originell sein, wenn der Autor es schafft, das Skurrile, Witzige, Tragische – eben das Originelle und Besondere – im Leben einer alltäglichen Figur herauszustellen.
Glaubwürdigkeit und Originalität ermöglichen im Zusammenwirken, dass sich der Leser mit der Figur identifiziert, positiv oder negativ. Jedenfalls ist ihm die Figur nicht egal und er liest weiter.
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Figuren und ihre Geheimnisse
In jeder Geschichte brauchen Sie Figuren, die dem Leser diese Identifikation ermöglichen. Identifikationsfiguren müssen interessant sein, eine Art von Charisma haben, sie müssen den Leser beschäftigen. Auf keinen Fall dürfen sie dem Leser gleichgültig sein, egal ob er sie hasst oder liebt.
Sie müssen Reibungsflächen bieten, Geheimnisse haben, Liebenswertes und/oder Sympathisches spüren lassen. Deshalb sind Identifikationsfiguren keine Figuren, die mit sich und der Welt völlig im Reinen sind. Sie sind nie "nur gut" oder "nur böse" oder "nur engagiert" oder "nur Opfer" etc.
Figuren ohne Probleme sind schlicht Klischees. Sie sind uninteressant, weil sie eindimensional sind. Der Leser weiß schon alles über sie. Und an solche Figuren/Menschen glaubt er sowieso nicht, weil es seiner Erfahrung mit dem Leben widerspricht. Es sind im Gegenteil die Figuren mit Problemen, mit emotionalen Verletzungen, vielleicht sogar Traumata, mit Fehlern, Charakterschwächen und Komplexen, mit Leidenschaften, die dem Leser eine Identifikation möglich machen.
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Hauptfigur
Welche Figuren gibt es?
Von Ihrer Hauptfigur sollten Sie (fast) alles wissen, auch wenn Sie nicht Ihr ganzes Wissen in Ihre Geschichte packen werden.
Sie kennen die Vergangenheit der Figur, Sie wissen, was sie bisher erlebt hat. Sie kennen ihre intimsten Wünsche und Vorlieben. Sie wissen zum Beispiel, was sie gern isst und trinkt. Ängste, Freude, Humor, Begierden – nichts ist vor Ihnen verborgen. Und doch wird es auch Verborgenes in der Persönlichkeit der Figur geben, das Sie am Anfang vielleicht nicht einmal selbst ahnen, das Ihnen aber beim Schreiben begegnen wird. Seien Sie offen für solche Entwicklungen Ihrer Figur beim Schreiben, das gehört mit zum Schreibprozess.
Vermeiden Sie unbedingt Stereotypen und Klischees! Natürlich gibt es türkische Putzfrauen und faule Beamte. Nur sind diese Figuren eindeutig auch Klischeefiguren.
Wenn Sie über eine Klischeefigur schreiben wollen, gewinnen Sie ihr ausreichend individuelle Seiten ab. Denken Sie an die vielen Facetten, die Figuren haben und zeigen dürfen. Sowohl das Äußere als auch Charakter und sozialer Hintergrund sollten für Sie klar sein.
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Beispiel:
Brechen Sie das Klischee des blonden Sekretärinnen-Dummchens z.B. durch folgende Charakterisierung:
Die Sekretärin spricht fünf Sprachen, weil sie mit ihren Eltern von Goethe-Institut zu Goethe-Institut von Land zu Land gezogen ist. Sie hat vier Kinder von zwei Männern und ist nur sexy für jemanden, der füllige Formen mag. Dann darf eine Sekretärin auch blond sein.
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Gegenspieler
Jede Hauptfigur braucht einen Widerpart, eine Gegenkraft. Etwas, an dem sie sich durch die und in der Handlung der Geschichte abarbeitet.
Ist dieser Widerpart eine Person, verfallen Sie nicht in das Klischee von "Gut gegen Böse".
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Klischee-Gegenspieler
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Widmen Sie auch dem Gegenspieler Ihre ganze Aufmerksamkeit. Auch von dieser Figur sollten Sie möglichst alles wissen. Diese Figur kann sehr stark sein. Aber Sie kennen die Schwächen, die verborgenen wunden Punkte dieser Figur.
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Gegenspieler
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Achtung:
Auch ein "Guter" kann der Gegenspieler Ihrer Hauptfigur sein. (Ihre Hauptfigur kann auch der "Böse" sein.)
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Nebenfiguren
In den meisten Geschichten taucht mehr als eine Figur in wichtigen Rollen auf. Zu Hauptfigur und Gegenspieler treten weitere Nebenfiguren. Sie sind keineswegs unwichtig. Sie machen die Geschichte lebensecht, aufregend und spannend. Die Hauptfiguren handeln ständig im Widerstreit oder Austausch mit anderen Figuren oder ziehen mit diesen am gleichen Strang.
Auch Nebenfiguren sollten keine Klischeefiguren oder Stereotypen sein.
Auch über Nebenfiguren sollte der Autor mehr wissen, als er in die Geschichte schreibt. Er kennt ihre Lieblingsfarben, ihr Lieblingsessen, weiß, was sie in der Nacht zuvor getrieben haben.
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Randfiguren
Hier brauchen Sie ausnahmsweise einmal nur wenig von der Figur zu wissen. Randfiguren begegnen den Hauptfiguren wie im richtigen Leben nur kurzzeitig. Sie tauchen meist nur einmal in der Handlung auf, erfüllen eine Funktion, mehr nicht.
Aber dennoch sollten Sie auch diese Figuren liebevoll zeichnen und nicht einfach als Stereotyp behaupten.
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Beispiel: Beispiele für Randfiguren
Der Pförtner im Präsidium, der eine Auskunft erteilt.
Der Passant mit dem Hund, der den Gegenspieler bei einer Verfolgung durch die Hauptfigur gerade hat um die Ecke verschwinden sehen.
Die Bäckerin um die Ecke, die die Hauptfigur mit ihrem Lieferwagen im falschen Moment zuparkt.
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Namen
Was gehört noch zu den Figuren?
Unterschätzen Sie das Potenzial von Namen nicht! Namen lösen bei den Lesern unweigerlich Assoziationen über den sozialen und kulturellen Hintergrund der Figur aus. Bei einer "Crescentia" denkt der Leser unweigerlich an eine andere Figur als bei einer "Susi". Ein "Sören" ist kein "Heinrich". Nutzen Sie die sozialen, kulturellen und sonstigen Unterschiede, die der Leser damit verbindet, um Ihre Figuren treffend zu charakterisieren.
Vermeiden Sie Allerweltsnamen wie "Anna", "Sabine", "Markus" oder "Meier". Vermeiden Sie ähnlich klingende Namen für Figuren. Achten Sie auf die Anfangsbuchstaben und Lautähnlichkeiten der Namen Ihrer Figuren. Sie machen es für den Leser unnötig schwierig, diese auseinanderzuhalten. Stellen Sie der Hauptfigur "Markus" als Gegenspielerin keine "Martina" gegenüber.
Vermeiden Sie Vornamen, die mit A beginnen, in Kombination mit Nachnamen, die mit B beginnen.
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Tipp: Verwirrung vermeiden
Sorgen Sie für ausreichend große Unterschiede zwischen den Figuren, damit der Leser sie leicht auseinanderhalten kann.
Die Lebenswirklichkeit bietet Ihnen genug Möglichkeiten zur Differenzierung, Sie brauchen deshalb nicht zu schematischen Gegensatzpaaren wie groß/klein, blond/schwarz etc. zu greifen. Hier können Sie sehr kreativ sein.
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Dramatischer Bogen
Die Entwicklung der Figuren im Laufe der Geschichte
Bedenken Sie, dass Ihre Figuren sich im Laufe der Geschichte dadurch verändern, dass sie handeln und Erfahrungen sammeln. Sie werden am Ende der Geschichte nicht mehr ganz die gleichen Menschen sein wie am Anfang. Sie können äußerlich wie innerlich verletzt und/oder innerlich gereift sein.
Man nennt dies den "dramatischen Bogen" einer Figurenentwicklung. Selbst wenn Sie keine Geschichte schreiben, in der es zentral um die Entwicklung einer Figur geht, werden doch irgendwie die Veränderungen Ihrer Hauptfiguren Teil Ihrer Geschichte sein. Es ist sehr schwierig, eine Geschichte zu schreiben, bei der sich die Hauptfiguren überhaupt nicht verändern.
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Motivation
Die Absichten und Interessen der Figuren
Kein Mensch handelt ohne Absichten und Interessen. Hat er kein Ziel oder keine Motivation, dann tut er auch nichts. Das gilt für Ihre Figuren in gleichem Maße.
Machen Sie sich von Anfang an klar, warum die Figur tut, was sie tut. Und vermitteln Sie diese Motivation dem Leser möglichst geschickt.
Das ist leichter, als es klingt. Die Beweggründe der Figur können ja aus der ganzen Palette menschlicher Leidenschaften stammen. Von Liebe zu Hass, von Neid zu Aufopferung – alle möglichen, komplexen und einfachen Motivationen sind denkbar. Die Motivationen müssen aber zu Ihrer Figur passen und dürfen nicht aufgesetzt wirken, denn so erreichen Sie eine "stimmige Psychologie" Ihrer Figuren. Es gibt unendlich viele spannende Möglichkeiten, diese Antriebskräfte und Motivationen von Figuren darzustellen. Das ist ein Teil des Vergnügens beim Schreiben.
Formen und Mittel der Charakterisierung
Sie haben viele Möglichkeiten, die Figur in ihrer Individualität darzustellen. Hier seien nur die wichtigsten zur Anregung genannt:
Die Figur wird durch ihren Namen, ihr Aussehen, ihre Kleidung charakterisiert.
Die Figur charakterisiert sich selbst durch die Art und Weise, wie sie spricht (Dialog).
Die Figur charakterisiert sich selbst durch die Art und Weise, wie sie agiert und reagiert (Aktionen).
Die Figur charakterisiert sich selbst dadurch, dass der Leser ihre Gedanken und Gefühle zum Geschehen in der Handlung erfährt (Erzählperspektive).
Andere Figuren können Meinungen und Beschreibungen über die Figur äußern.
Besondere Ticks und Marotten der Figur werden in der Handlung deutlich.
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Das Umfeld der Figur, wo sie sich bewegt und lebt, mit wem sie Umgang pflegt, ihre Freunde und Bekannten, charakterisieren die Figur.