Rezension: "Digitale Fotografie"

Grundlagen und Fotopraxis

Claudia Schramm hat Jacqueline Esens Fotografie-Lehrbuch gelesen.

Bisher noch keine Bewertungen für diesen Artikel.

Jacqueline Esen ist nicht nur bei akademie.de als Autorin und Workshopleiterin in Sachen digitaler Fotografie aktiv, sie schreibt auch ganz klassische Fachbücher auf Papier. Claudia Schramm, selbst ambitionierte Hobby-Fotografin, hat sich ihre neueste Foto-Anleitung vorgenommen.

Die wichtigsten Daten zum Buch:

72614_digitale-fotopraxis-cover-jpg

Buchcover

"Digitale Fotografie - Grundlagen und Fotopraxis" von Jacqueline Esen, 304 Seiten, in Farbe. ISBN: 978-3-8421-0018-3. Preis: 16,90 EUR.

"Blick ins Buch" und Bestellmöglichkeit bei Amazon. In PDF-Form herunterladbar sind außerdem zwei Kapitel als Leseprobe.

Rezension von Claudia Schramm

Als Hobbyfotografin bin ich schon seit Jahren mit einer praktischen Kompaktkamera unterwegs. Ich habe im digitalen Zeitalter zahllose Bilder gemacht, viele missratene Aufnahmen weggeworfen und mit zunehmend schöneren Bild-Erfolgen wuchs der Spaß an der Fotografie.

Nun bin ich in gewisser Weise an meine Grenzen gelangt. Ein Qualitätssprung ist für mich im Moment in zwei Richtungen möglich:

  • Durch Umstieg in die Spiegelreflexklasse und

  • durch die Erweiterung meines fotografischen Hintergrundwissens.

Bisher hatte ich eine gewisse Berührungsangst zur Theorie, also zu all den Themen, die das ganze technische Drumherum betreffen. Viele Fragen stellen sich ja mit einer Kompaktkamera einfach auch nicht, weil man nur begrenzte Möglichkeiten hat, Objektiv, Brennweite und Belichtungszeit zu beeinflussen.

Bücher über Fotografie habe ich im Laden oder in der Bücherei immer wieder in die Hand genommen und durchgeblättert. Oft waren es gewichtige Wälzer mit allumfassendem Anspruch und das fand ich meistens eher entmutigend. Die Fotografie und ihre Hintergründe hatten für mich als bestenfalls ambitionierte Hobbyfotografin dann doch einfach nicht die Priorität, um mich so ins Thema reinzuknieen.

Was brauche ich stattdessen? Einen kompakten Ratgeber, der nicht langatmig herum erklärt und - für mich als "Augentierchen" - die Informationen auch nicht im Text versteckt. (Wobei: Das tun eigentlich die wenigsten Bücher über Fotografie ;-) )

Hier kam "Digitale Fotografie - Grundlagen und Fotopraxis" ins Spiel. Konnte ein relativ kleinformatiges und preiswertes Buch so viel leisten und meine offenen Fragen umfassend beantworten?

Mein Eindruck vom Inhalt

Das Buch ist thematisch in drei Bereiche gegliedert. Den Anfang machen die fotografischen Grundlagen. In den ersten Kapiteln gibt es kurz und knackig alles technische Grundwissen: "Worauf es ankommt" - "Kamera und Objektive" - "Richtig belichten" - "Richtig scharf stellen" - "Motive sehen" - "Bilder gestalten" - so lauten die Überschriften.

Ein Fotograf kann seine Aufnahmen über mehrere Parameter beeinflussen. Wer bisher von den technischen Hintergründen der Bildentstehung noch keine oder wenig Ahnung hat, bekommt hier in einer Art Schnellkurs die wesentlichen Dinge erklärt: von der Blende über die Belichtungszeit und die verschiedensten Einstellungsmöglichkeiten an der Kamera bis hin zu Belichtungskorrektur. Ausgerüstet mit diesem Basiswissen kann dann begonnen werden, mit den Motiven zu spielen und verschiedene Effekte auszuprobieren.

Eine große Hilfe sind die vielen vergleichenden Bilder, die die ganze Bandbreite zwischen geknipstem und meist unbefriedigend missglücktem Anfängerbild und einer geglückten und anspruchsvoll umgesetzten Bild-Idee illustrieren.

72615_vergleichende-fotos-rezension-jpg

Illustrationen im Buch

Oft liegen dazwischen nur einige wenige kleine Schritte, um eine neue Perspektive oder einen anderen Bildausschnitt zu probieren oder das Wissen um die eine oder andere Bildgestaltungsregel.

Jedes dieser Beispielfotos hat alle technischen Daten in einem begleitenden Beschriftungsbalken, so dass mit dem neu erworbenen technischen Grundwissen eine Einschätzung der Wirkung vorgenommen werden kann: "Aha - das war also Blende 8 und 1/10 s Belichtungszeit. Interessant. So geht also der verwischte Effekt im Bild ..."

Der zweite Bereich beleuchtet die verschiedenen Themenbereiche, die einem so am fotografischen Herzen liegen: "Portraits" - "Kinder" - "Tiere" - "Nahaufnahmen" - "Landschaften" - "Urlaub" - "in der Stadt" - "Panorama und HDR" sind hier die einzelnen Kapitel.

Bisher habe ich mich hauptsächlich mit Landschaft, Stadt, Reisefotografie und gelegentlichen Nahaufnahmen beschäftigt. An Portraits, gute Kinderbilder oder Tieraufnahmen habe ich mich nicht so recht herangetraut und dies ist der eigentliche wunderbare Pluspunkt des Buches: Jedes der thematischen Kapitel behandelt die wesentlichen Kniffe, um das gewählte Thema gut abzulichten.

Im Bereich Landschaft kann ich beispielsweise nachlesen, warum mir die meisten Bilder bereits gelingen und was ich über die Jahre durch zahllose Bilder und Experimente herausgefunden habe. Auch hier helfen die unzähligen vergleichenden Fotos, eine fotografische Situation zu beurteilen und zu sehen, wie es gehen könnte.

In noch nicht so regelmäßig beackerten Themengebieten kann ich jetzt die wichtigsten Fehler und Tricks vorab lesen und damit schon mal die gröbsten Fehler vermeiden. Damit rücken Experimente mit Tier- oder Portraitfotografie in greifbare Nähe, weil die Frustschwelle absinkt. Meine Hoffnung: Was vorher nur durch viele misslungene Bilder (oder in Kursen) zu lernen war, kann nun durch schnell verfügbares Basiswissen gezielter probiert und gestaltet werden.

72616_landschaft-rezension-jpg

Illustrationen: Landschaftsaufnahmen

Abgerundet wird jedes Kapitel noch durch eine Überblickseite "Schnelle erste Hilfe" mit der Zusammenfassung der vorher erörterten Tricks und Regeln und einer Beschreibung, was man tun kann, wenn eine knifflige Situation auftaucht - zum Beispiel: Was tun, wenn man bei schlechtem Wetter Landschaften fotografieren will, weil man eben gerade jetzt diesen Urlaub mit dem Gruselwetter hat? ... Oder besonders witzig: Auf der Städtetour die lästigen Touristen aus dem Bild entfernen. ;-)

Im dritten Teil folgen noch einige Kapitel, die sich der Verwertung des fotografischen Schatzes widmen: "Bilder bearbeiten" (ein Schnelleinstieg in Photoshop Elements) - "Bilder drucken" - "Ein Fotobuch herausbringen" - "Foto-Webseite gestalten" (inklusive einiger wichtigen Hinweise zum Fotorecht!), so lauten hier die Überschriften.

Auch hier gilt: In jedem Bereich wird man bereits über mehr oder weniger große Kenntnisse verfügen, wenn man sich schon mal mit digitaler Fotografie befasst hat, jedoch ist es ein Vergnügen, mal eben nochmal das Kapitel durchzulesen und das Gefühl zu haben, gut vorbereitet in ein Projekt oder Thema zu starten.

Der einzige Wermutstropfen, den ich persönlich an dem Buch finden konnte, besteht darin, dass meine Post-it-Lesezeichen auf dem glänzenden Papier Rückstände hinterlassen haben. ;-)

Mein Fazit:

Jacqueline Esen schafft es mit ihrem kompakten, handlichen und dennoch vollständigem Buch, einem ambitionierten Laien das nötigste Grundwissen vergnüglich, einleuchtend und praxisnah zu vermitteln. Fotografie wird immer noch im Kopf des Fotografen gemacht und das allerwichtigste ist die Idee und das Sehen des Motivs. Wer darüberhinaus gerne experimentiert oder eigene Grenzen überschreiten will, der bekommt das nötige Know-how und erhält durch die thematischen Kapitel die Anregung, das eigene Terrain auch einmal in neue Richtungen zu verlassen.

Die Kapitel sind kurz, enthalten das Wesentliche und der ambitionierte Hobbyfotograf wird sich ohne großen Aufwand eine ganze Menge an wertvollen Informationen herausholen und seine Wissenslücken schließen können.

Über die Rezensentin

claudiaschramm-jpg

Claudia Schramm

Eigentlich ist Claudia Schramm studierte Architektin (Schwerpunkt Städtebau und Stadtsanierung). Seit sie im Alter von acht Jahren ihre erste Agfa-Pocket-Kamera bekam, ist sie jedoch als begeisterte Hobbyfotografin und "kreativer Hans-Dampf-in-allen-Gassen" vor allem damit beschäftigt, autodidaktisch mit Fotos, Bildern und Skizzen zu experimentieren und mit den Möglichkeiten der digitalen Medien kreative Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Ihre Palette reicht von Illustration über visuelle Präsentationen bis hin zu klassischer gedruckter Werbung.