Dispo- und Überziehungskredit

Verführung zum Dispo

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Verführung zum Dispo

Wie die Banken die Kunden schleichend zum Dispokredit verführen

Angesichts des enormen Zinsertrags ist es kein Wunder, dass die Banken alles versuchen, um ihren Kunden den Dispo schmackhaft zu machen. In den Worten Bertold Brechts: "Was ist ein Bankraub gegen die Gründung einer Bank?" Vielleicht hatte er seinerzeit selbst einen Dispo- oder Überziehungskredit laufen ...

Erste Masche: Gib dem Kunden einen Kredit, auch wenn er ihn gar nicht will, und verkaufe ihm das als besonderes Privileg.

Das besondere beim Dispo ist, dass hier kein Kreditantrag gestellt werden muss. Die Bank räumt dem Kunden den Dispo nach Bonitätsprüfung automatisch ein und teilt ihm dann nur schriftlich mit, dass er jetzt sein Konto überziehen kann.

Viele Kunden wissen, dass Kontoüberziehungen hohe Zinsen verursachen und man später oft nur schwer wieder ins Plus kommt. Die meisten Kunden, die wegen des eingeräumten Dispos ihr Konto überziehen, würden auch keinen Antrag für einen Verbraucherkredit stellen, da sie dann bewusst Schulden machen würden.

Der schwache Kunde

Stellen Sie sich vor, dass Sie weder rauchen noch Alkohol trinken. Nun liefert Ihnen Ihr Supermarkt aber ohne jede Bestellung plötzlich eine Ladung Zigaretten und Alkoholika ins Haus. Im Begleitschreiben steht: "Da Sie zu unseren besonderen Kunden zählen, liefern wir Ihnen als besonderes Privileg hiermit einen Vorrat der herrlichsten Genussmittel kostenlos und unverbindlich in Haus. Sie bezahlen natürlich nur das, was Sie verbrauchen. Sicherlich ist auch für Sie dieser kostenlos bereitgestellte Vorrat von Vorteil. Wenn Sie unverhofft Besuch erhalten, geraten Sie nicht in Verlegenheit und können diesen gleich bewirten ..." Ab jetzt befinden sich also ständig Zigaretten und Alkohol im Haus. Zunächst wird der Kunde an die Drogen gewöhnt - die Abwehrkräfte sinken. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde jetzt schwach wird, steigt erheblich.

Zweite Masche: Gib dem Kunden auf dem Girokonto möglichst wenig Zinsen und biete ihm stattdessen ein Tagesgeldkonto an.

Haben Sie schon einmal überlegt, warum die meisten Banken auf dem Girokonto keine oder nur minimale Zinsen anbieten, parallel aber intensiv dafür werben, dass der Kunde ein Tagesgeldkonto eröffnen sollte, um gute Zinsen zu erhalten? Wenn die Banken gleich auf dem Girokonto gute Zinsen bieten würden, könnten sich Banken und Kunden doch das sinnlose Hin- und Herschieben von Geldern zwischen den Konten sparen.

Der tiefere Sinn der künstlichen Aufteilung zwischen zinsfreiem Girokonto und verzinstem Tagesgeldkonto liegt für die Banken darin, dass sie wissen, dass die Kunden für ihre Guthaben auch Zinsen einstreichen möchten. Daher überweisen die Kunden ihr Guthaben vom Girokonto auf das verzinste Konto. Um ein eventuelles Defizit auf dem Girokonto auszugleichen, muss später das Tagesgeld aktiv per Überweisung zurück überwiesen werden, bei Festgeld und Sparbuch wäre es zusätzlich auch noch zeitlich gebunden.

Bei der Eröffnung eines Tagesgeldkontos nehmen sich viele Kunden zwar fest vor, bei Bedarf ihr Guthaben vom Tagesgeld- auf das Girokonto zurück zu überweisen, wie es ihnen die Bank eingeredet hat. Real entwickelt sich bei einem Großteil der Kunden jedoch eher eine ständige Schieflage zwischen Girokonto und Zinskonten. Die Banken spekulieren auf diese Undiszipliniertheit. In der Praxis überziehen dann viele Kunden ihr Girokonto, wofür sie beispielsweise 12,5 Prozent Zinsen bezahlen, während Guthaben auf einem Tagesgeldkonto liegen, die mit nur 2,5 Prozent verzinst werden.

Beispiel:

Bei 2.000 Euro Tagesgeld erhält der Kunde jährlich pro Jahr 50 Euro Zinsen, während ihn 2.000 Euro Überziehung des Girokontos 250 Euro Zinsen kosten. Über diese Masche macht die Bank 200 Euro Gewinn - ohne Berücksichtigung weiterer Zinseszinsgewinne seitens der Bank.

Durch die Überziehung des Girokontos bei gleichzeitigem Guthaben auf dem Tagesgeldkonto gewöhnt man den Kunden zusätzlich an die von ihm ungewollte Inanspruchnahme des Dispos. So reduzieren sich die Hemmschwellen für eine spätere höhere Verschuldung.

Für ein gut verzinstes Girokonto die Bank wechseln

Falls auch Ihre Bank Ihnen für Guthaben auf Ihrem Girokonto keine guten Zinsen bietet, sollten Sie unbedingt zu einer Bank wechseln, die ein preisgünstiges Girokonto mit möglichst hohen Guthaben-Zinsen bietet.

Mehr zum Tagesgeldkonto erfahren Sie in unserem Beitrag "Höchstzinsen beim Tagesgeld für Selbstständige, Freiberufler, Firmen und Vereine".