10 Fakten zu HTML5, die Sie kennen sollten

Ein Standard, der keiner ist ...

∅ 4.7 / 8 Bewertungen

Ein Standard, der keiner ist ...

Der neue HTML-Standard HMTL5 ist zwar in aller Munde, aber erstens ist er genau genommen noch gar nicht Standard und zweitens trägt er noch nicht einmal wirklich die Versionsnummer "5". Dafür bietet er viele neue Möglichkeiten und macht die Seitengestaltung in vielem einfacher. Neuere Browser sind auch auf HTML5 eingestellt. Wir sagen Ihnen kurz und prägnant, um was es bei HTML5 geht.

HTML5

Wie alt ist der Computer, an dem Sie gerade sitzen? Haben Sie irgendwo noch den Computer, den Sie im Jahr 1999 verwendet haben?

1999 ist schon eine Weile her, gerade in Bezug auf Technik und Technologien. Vom Dezember 1999 stammt jedoch HTML 4.01, die Sprache, in der nach wie vor die meisten Webseiten heute entstehen. Zwar könnte man einwenden, dass viele Seiten auf das neuere XHTML 1.0 setzen. Dieses definiert aber nur eine etwas andere, etwas strengere Syntax. Inhaltlich hat XHTML 1.0 nichts Neues gebracht.

Seit 1999 hat sich aber gerade im Web ungeheuer viel getan. Höchste Zeit für eine Neudefinition von HTML, höchste Zeit für eine Sprache, die den aktuellen Entwicklungen entgegenkommt, mit der sich die neuen Anforderungen besser realisieren lassen, für eine Sprache, die diese erleichtert und gleichzeitig auch vorantreibt. Höchste Zeit für HTML5.

HTML5 ist ein richtiges Buzzword. Viele Dinge verkaufen sich besser, wenn auf der Verpackung groß HTML5 steht. Was aber bringt es wirklich? Und was kann und sollte man heute einsetzen?

Das Wichtigste zu HTML5 finden Sie in 10 Punkten aufgeführt. 10 Punkte, die klären, was HTML5 ist und was für Vorteile es hat. 10 Punkte, die Sie über HTML5 wissen sollten, um zu entscheiden, wie und wann Sie es benutzen.

1. Zu HTML5 gehören nicht nur Definitionen von Elementen und Attributen, sondern auch jede Menge JavaScript-APIs.

Vergleicht man heutige Webseiten mit denen von vor 10 Jahren, so zeigt sich eine deutliche Tendenz: Weg von der reinen dargestellten Seite hin zu Anwendungen. Besucher wollen auf Webseiten etwas tun können, nicht mehr nur passive Leser sein. Und die Entwickler wollen ihnen das ermöglichen: beispielsweise ein kleines Onlinespiel spielen, eine Route bei Google Maps nachschauen oder über Facebook & Co. kommunizieren - alles Beispiele für Anwendungen.

Genau hier setzt HTML5 an. Damit aus Webseiten Anwendungen werden, braucht man mehr als in spitze Klammern gefasste Elemente samt ihrer Attribute. Deswegen beinhaltet HTML5 wesentlich mehr als neue Tags und Konsorten: Es beinhaltet auch die Definition für Programmierschnittstellen und damit jede Menge JavaScript - eben alles, was man für Anwendungen benötigt.

2. HTML5 stammt aus zwei Federn - es wird von der WHATWG zusammen mit dem W3C entwickelt.

Das W3C, die Organisation, die für die Spezifikation von HTML 4.01, XHTML, CSS und vielen anderen zuständig ist, wollte ursprünglich HTML nicht weiterentwickeln. Das W3C setzte rein auf die Weiterentwicklung von XHTML und arbeitete an der Spezifikation von XHTML2.

Dies ging aber ein paar Browserherstellern in die falsche Richtung. Sie gründeten eine eigene Arbeitsgruppe mit dem Namen WHATWG, die die Fortentwicklung von HTML betrieb.

Der Name Web Hypertext Application Technology Working Group (WHATWG) ist Programm. Von Anfang an ging es dieser Arbeitsgruppe nicht nur um den Hypertext, sondern um die Technik für Anwendungen (Application).

Im Jahr 2006 lenkte das W3C ein und gründete wieder eine Arbeitsgruppe zur Weiterentwicklung von HTML - und 2009 kam das Aus für die XHTML-Arbeitsgruppe. Seitdem ist klar: ein XHTML 2 wird es nicht geben, vielmehr gelten die vereinten Anstrengungen HTML5.

Für Sie ist diese Hintergrundinformation wichtig, da Sie Informationen zu HTML5 sowohl bei der WHATWG finden als auch beim W3C.

72484_html5_w3c-png

W3C - wieder an Bord bei HTML5

3. HTML5 und XHTML - Konkurrenz zwischen Geschwistern

XHTML wird nicht mehr weiterentwickelt. Aber trotzdem können Sie die XHTML-Syntax weiter verwenden. HTML5-Dokumente gibt es nämlich in zwei Geschmacksrichtungen.

  • HTML5 in der HTML-Schreibweise: Hier ist alles gestattet, was Sie von HTML kennen. Sie dürfen beispielsweise die Anführungszeichen um Attribute weglassen und können sich das Schließen von manchen Elementen auch sparen - beispielsweise bei den li-Elementen.

Auch das Schließen von leeren Elementen ist erlaubt

HTML5 in der HTML-Geschmacksrichtung erlaubt Ihnen aber ein bisschen mehr: Wenn Sie sich die XHTML-Schreibweise bei leeren Elementen angewöhnt haben, also beispielsweise lieber <br /> als <br> schreiben, so dürfen Sie das auch bei der HTML-Schreibweise von HTML5.

  • Dann gibt es noch HTML5 in der XHTML-Schreibweise, manchmal XHML5 genannt. Hier muss zum einen am Anfang die XML-Deklaration stehen (<?xml version="1.0" ?>) und zum anderen müssen Sie die XHTML-typische Syntax halten. Fehler sind hier nicht erlaubt.

    Und noch etwas - Sie müssen diese Dokumente wirklich mit dem eigentlich für XHTML vorgesehenen MIME-Typ ausliefern. Dieser lautet application/xhtml+xml. Und das macht derzeit diese Geschmacksrichtung von HTML5 wenig praxistauglich, da ältere IE diesen Mime-Typ nicht unterstützen.

Empfehlung

Verwenden Sie am besten HTML5 in der HTML-Geschmacksrichtung. Wenn Sie XHTML gewohnt waren, dürfen Sie aber weiterhin alle Elemente schließen und auch ansonsten die sauberere Syntax beibehalten.

4. HTML5 ist noch kein Standard!

Das stimmt. Wenn man sich nicht damit beschäftigt, wie das so mit der Standardisierung läuft, dann stellt man sich vor, dass ein Standard entwickelt wird und wenn es dann ein Standard ist, so wird es in den Browsern implementiert und man kann es einsetzen.

Das Procedere bei W3C und Co. ist aber ein anderes. Eine Spezifikation kann nur in den Status einer "Recommendation" erhoben werden, wenn es Implementierungen in Browsern gibt, also wenn es Browser gibt, die die neuen Features beherrschen. (Die Spezifikationen des W3C heißen "Recommendation", also "Empfehlung", weil das W3C kein Normierungsinstitut wie die ISO ist; de facto handelt es sich um Standards.)

Dieser Weg ist natürlich auch vernünftig, denn nur so kann man sicherstellen, dass das Ganze nicht nur graue Theorie ist, sondern auch praxistauglich. Gleichzeitig ergibt sich dadurch die Situation, dass bestimmte Features noch nicht Teil eines Standards sind, aber trotzdem schon gut in den Browsern funktionieren, wie Teile von HTML5. Übrigens: CSS 2.1, das Sie sicher schon seit einiger Zeit nutzen, ist erst seit Juni 2011 ein offizieller Standard. Sie setzen es bestimmt schon länger ein.

Das heißt in der Praxis: Sie können HTML5 schon verwenden, bevor es offiziell eine Recommendation ist. Umgekehrt gilt: Wenn Sie warten, bis HTML5 endgültig verabschiedet ist, bevor Sie etwas davon einsetzen, werden Sie irgendwann hintendran sein.