Tierfotografie: Haustiere professionell fotografieren

Professionelle Kamera- und Studioausstattung: Kamera und Objektive

∅ 5 / 1 Bewertungen

Kamera und Objektive

Anforderungen an Kamera und Objektive sind beim professionellen oder semiprofessionellen Einsatz natürlich deutlich höher als beim rein privaten Gebrauch. Wir sagen Ihnen, worauf Sie achten sollten.

Teure Kamera = gute Bilder?

Den Satz "Ein guter Fotograf macht mit jeder Kamera gute Bilder." kennen Sie sicher auch. Und bezieht man ihn auf die Motivwahl und den Bildaufbau, stimmt er auch heute noch.

Dennoch hat sich seit der digitalen Revolution in der Fotografie viel geändert. Früher waren die Ergebnisse vorrangig von gestalterischen Aspekten abhängig. Als die Kameras noch keinen Autofokus kannten, hatte ein Fotograf sehr ähnliche Voraussetzungen, egal ob er jetzt eine Kompaktkamera, eine billige oder teure SLR-Kamera einsetzte. Der Film bestimmte die Lichtempfindlichkeit und die Körnigkeit bzw. Detailschärfe des Bildes, die Fähigkeit des Fotografen, scharf zu stellen und das Bild zu gestalten, entschied über das Ergebnis. Lediglich die Abbildungsleistung des Objektivs konnte noch Unterschiede zwischen teuer und billig sichtbar machen.

Heute gilt das in dieser Form nicht mehr. Der Datenträger, also die Speicherkarte in der Kamera, kann zwar getauscht werden wie der Film. Über die Bildqualität entscheidet jedoch die Software und der Sensor in der Kamera und die kann man nicht einfach austauschen. Wenn der Sensor qualitativ schlechte Bilder aufzeichnet, kann auch der beste Fotograf daran nichts ändern.

Generell können Sie heute davon ausgehen, dass teure Kameras auch bessere Bilder machen als billige. Aber auch davon gibt es Ausnahmen.

Das Rauschverhalten

Extrem wichtig ist das Rauschverhalten des Sensors und das, was die Software der Kamera dann aus den vom Sensor gelieferten Daten macht. Auch eine Kompaktkamera für 100 EUR macht Bilder und bei gutem Licht und/oder passendem Motiv ist an diesen sicher auch nicht viel auszusetzen. Wenn das Licht aber schlecht ist oder das Motiv dunkel, was etwa bei schwarzen Tieren nicht ausbleibt, dann wird die schlechte Qualität wirklich für jeden erkennbar.

Das Bildrauschen oder digitale Rauschen wird durch den Sensor der Kamera erzeugt. Genau genommen handelt es sich um Störsignale durch die benachbarten Dioden auf dem Sensor. Sie führen zu Pixeln in Fehlfarben, die abhängig von der Sensortechnik in unterschiedlichen Farben und Helligkeitsstufen auftreten. Das Rauschen wird in allen Kameras von verschiedenen Faktoren beeinflusst, nämlich

  • dem gewählten ISO-Wert

  • dem vorhandenen Licht

  • der Belichtungszeit

  • der Sensorgröße und Auflösung

  • der Stärke der Bearbeitung

Je höher der ISO-Wert ist, desto mehr nimmt das Rauschen zu. Ebenso nimmt das Rauschen zu, wenn das Licht schlecht ist - dann erhöht sich die Belichtungszeit, der Sensor wird wärmer, beides führt wiederum zu erhöhtem Rauschen. Viele Kompaktkameras wählen dann auch automatisch einen höheren ISO-Wert, wenn dieser nicht manuell gesetzt werden kann. Auch das führt wiederum zu stärkerem Rauschen.

Wie stark das Rauschen allgemein ist, hängt vornehmlich davon ab, wie groß der Sensor ist und wie hoch die Auflösung der Kamera. Je größer der Sensor und je geringer die Auflösung der Kamera, desto besser ist im Allgemeinen das Rauschverhalten. Je mehr "Pixel" auf einen Millimeter Sensorfläche entfallen, desto schlechter ist das Rauschverhalten in der Regel.

Das ist das Problem vieler neuerer Kompakt- und Bridge-, aber auch MTF-Kameras. Diese haben oftmals einen sehr kleinen Sensor, werben dafür aber mit extremen Auflösungen von 12 Megapixel und mehr. Diese Kameras können schon rein technisch bedingt keine rauschfreien oder rauscharmen Bilder liefern. Wenn überhaupt, kann da nur die Kamera-Software noch etwas "optimieren". Oftmals werden die Bilder aber dadurch so "geglättet", dass dann im Endeffekt feine Details fehlen. Wenn aus schwarzem Hundefell nur noch eine platte, schwarze Fläche wird, ist das nicht mehr akzeptabel.

72179_tiere_12-jpg

Bildausschnitt mit einer digitalen SLR (Nikon D90). Auch in dunklen Bereichen sind Details gut sichtbar.

72180_tiere_13-jpg

Starkes Rauschen einer Bridge-Kamera.

72181_tiere_14-jpg

Weitgehend rauschfrei trotz Bridge- /Kompaktkamera

Problematisch wird das Rauschverhalten preiswerter Kameras vor allem dann, wenn Sie professionell fotografieren, einen Fototermin für Außenaufnahmen haben und keinen Einfluss auf Licht und Wetter nehmen können. Sie können schließlich nicht ständig Termine absagen, weil es gerade etwas bewölkt und das Licht damit für Ihre Kompakte zu schlecht ist. Vielmehr benötigen Sie eine Ausrüstung, mit der Sie auch noch an trüben Tagen akzeptable Bilder machen können. Das heißt: Sie brauchen zwingend eine Kamera mit Wechselobjektiv, also eine SLR-Kamera oder eine MFT-Kamera, die ein gutes Rauschverhalten besitzt.

Nicht jede SLR- oder MFT-Kamera hat aber ein gutes Rauschverhalten. Vor allem die Einsteigermodelle von Olympus, Sony, Nikon und Canon sind hinsichtlich Rauschen nur minimal besser als gute Bridge-Kameras. Gerade bei MFT-Kameras ist zwar das kleine Gehäuse positiv, aber MFT-Kameras haben auch im Vergleich zu normalen D-SLR-Kameras kleinere Sensorgrößen und damit stärkeres Rauschen.

Optimal ist eine Vollformatkamera, aber die kostet natürlich auch entsprechend viel, vor allem auch die Objektive, die höhere Qualitätsanforderungen erfüllen müssen.

Die Auflösung der Kamera ist dabei von untergeordneter Bedeutung. Jede Kamera ab 8 Megapixel Auflösung ist durchaus brauchbar. Eine solche Auflösung reicht in jedem Fall für Poster und Abzüge und natürlich für digitale Bilddateien zum Einsatz im Internet aus - da brauchen Sie keine Bedenken zu haben.

Bildqualität und Abbildungsleistung

Entscheidend ist neben dem Rauschverhalten natürlich auch die sonstige Bildqualität, die hauptsächlich von der Abbildungsleistung des verwendeten Objektivs bestimmt wird. Ist das Objektiv schlecht, sind die Bilder in der Regel kontrastarm und es fehlt an Detailschärfe.

Bei Architekturfotos oder Landschaftsbildern ist das nicht ganz so tragisch, aber bei Tierbildern ist fehlende Schärfe sehr auffällig: Man sieht es z. B. schnell an der schlecht wiedergegebenen Fellstruktur. Kontrast ließe sich am PC noch etwas nachbessern, von vornherein fehlende Schärfe aber nicht.

Darüber hinaus sollten Sie darauf achten, dass die Objektive lichtstark sind, das heißt die Anfangsblendenöffnung möglichst groß ist. Optimal sind Objektive mit einer Anfangsblendenöffnung von F3,5 und kleiner. Je lichtstärker das Objektiv ist, desto qualitativ hochwertiger sind die Bilder, die Sie auch bei schlechten Lichtverhältnissen noch machen können.

Optimal sind Festbrennweiten

Wenn Sie hauptsächlich Portraits und Studioaufnahmen von Tieren machen möchten, sind Festbrennweiten optimal, denn sie haben in der Regel eine bessere Abbildungsleistung als Zoom-Objektive. Für Aufnahmen im Studio sind Festbrennweiten mit 35 mm, 50 oder 60 mm und 90 mm optimal. Für Außenaufnahmen können Sie auch noch sehr gut 90- oder 105 mm-Makro-Objektive einsetzen. Wenn Sie Sport- und Action-Aufnahmen machen möchten, sind lichtstarke Zoom-Objekte sinnvoll, die den Brennweitenbereich von 100 bis 400 mm abdecken.

72182_tiere_15-jpg

SLR-Kamera, mehrere Festbrennweiten und Zoom-Objektive

Doppelt hält besser: Zuverlässige und/oder Ersatz-Ausrüstung

Außerdem brauchen Sie eine zuverlässige Ausrüstung. Es ist wirklich übel, wenn Sie einen Termin für ein Fotoshooting haben, dafür womöglich 200 km fahren und dann vor Ort feststellen müssen, dass Ihre Kamera oder das Objektiv nach zwei Bildern den Geist aufgibt. Das verärgert Ihren Kunden. Noch schlimmer: Eventuell ist auch das einmalige Motiv weg. Welpen z. B. werden älter und können eine Woche später vielleicht gar nicht mehr fotografiert werden, weil die neuen Besitzer sie schon abgeholt haben.

Solche Pannen können Sie nur vermeiden, indem Sie eine halbwegs robuste und zuverlässige Kameraausrüstung anschaffen und im optimalen Fall alles doppelt haben.

Bei der Zweitkamera sparen

Wenn Sie eine Hauptkamera haben, für die Sie dann etwas mehr Geld ausgeben und eine zweite Kamera des gleichen Herstellers, die mit Ihren Objektiven kompatibel ist, muss die Zweitkamera nicht so hochwertig sein. Sie ist ja nur für den Notfall, um dann, wenn die Hauptkamera ausfällt, das Shooting beenden zu können.

Ich persönlich nutze als Hauptkamera eine Nikon D300 und als Zweitkamera eine Nikon D90. Die hat nur ein Drittel von dem gekostet, was ich für die D300 ausgegeben habe, und ich kann alle Objektive an beiden Kameras nutzen.

Was für die Kamera gilt, gilt natürlich auch für die Objektive. Auch da sollten Sie so gut ausgerüstet sein, dass Sie im Notfall Alternativen haben. Wenn Sie gute Festbrennweiten nutzen und eine ist mal defekt, ist ein Zoom-Objektiv, das auch den Bereich der Festbrennweite abdeckt, eine gute Alternative. Ich nutze bspw. Festbrennweiten mit 50, 60, 90 und 105 mm Brennweite und verfüge für den Notfall noch über drei Zoom-Objektive von 17-50 mm, 70 bis 200 mm und 100 bis 400 mm Brennweite. Lediglich den Bereich 60 mm kann ich so nicht abdecken, wenn das Objektiv mal nicht funktioniert. Dann tut es aber auch im Notfall das 50-mm-Objektiv.

Was Sie wirklich brauchen: Eine Liste

Zusammenfassend lässt sich sagen: Wenn Sie die Haustierfotografie professionell oder semiprofessionell betreiben wollen, dann benötigen Sie schon eine ganz ordentliche Ausstattung:

  • Zwei D-SLR-Gehäuse

  • Festbrennweiten mit 24 oder 35 mm, 50 oder 60, 90 oder 105 mm Brennweite

  • Zoom-Objektive im Bereich 100-400 mm (für Action- und Sportfotos)

  • und natürlich Studiozubehör sowie Beleuchtung.