Mikrokredit - die Alternative zur Hausbank

Schnelles Geld für Gründer und Unternehmer

Gründer und Unternehmer können ab sofort sogenannte "Mikrokredite" in Höhe von maximal 20.000 Euro beantragen. Die Kreditvergabe soll schnell und unbürokratisch erfolgen. Billig sind diese Kredite aber nicht. Unternehmensberater Joachim Brüser klärt auf.

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Gründer und Unternehmer können seit dem Jahr 2010 sogenannte Mikrokredite in Höhe von maximal 20.000 Euro beantragen. Die Kreditvergabe soll schnell und unbürokratisch erfolgen. Billig sind diese Kredite aber nicht. Unternehmensberater Joachim Brüser klärt auf.

Hürde "Hausbank-Verfahren"

Für Existenzgründer und Unternehmer stehen bundesweit mehrere hundert öffentliche Förderprogramme zur Verfügung (s. a. "Förderungen und Kredite für Gründer und Unternehmer"). Eigentlich jedenfalls. Denn eine grundsätzliche Bedingung aller Förder- und Kreditprogramme ist: Die Anträge sind im sogenannten "Hausbank-Verfahren" zu stellen. Der Unternehmer muss also zu seiner Hausbank bzw. zu einem Kreditinstitut vor Ort gehen, das dieses Antrags-Prozedere übernimmt.

Genau das schafft in der Praxis oft große Probleme. Bei vielen Kreditanträgen, speziell aber bei kleineren Kreditwünschen, sieht es ganz häufig so aus: Die Bank ist nicht bereit, das Vorhaben zu begleiten und zu finanzieren, denn für dieses Kreditinstitut bedeutet das:

  • ein aufwendiges und arbeitsintensives Antragsverfahren,

  • eine bescheidene Vergütung, die oft nicht einmal für Kostendeckung sorgt, und

  • obendrein eine Mithaftung für die Rückzahlung!

Das ist ein Geschäft, das keinem Kreditinstitut Spaß macht.

Gerade bei kleineren Beträgen - wir reden von 25.000 Euro (in manchen Instituten auch weniger als 50.000 Euro) - wird die Beantragung von Förderkrediten daher häufig abgelehnt.

Oder aber: Die Bank fordert einen so hohen Eigenkapitalanteil und so weitreichende Sicherheiten, dass der Kreditnehmer diese Anforderungen nicht erfüllen kann und die Antragstellung in einer frühen Phase abgebrochen wird.

Kurz: Wenn die Bank nicht will, helfen auch die tollsten Förderprogramme nicht weiter.

Diese Probleme sind seit Jahren bekannt. Es trifft sowohl Existenzgründer/-innen als auch die Inhaber bestehender Betriebe, die vielleicht kurzfristig eine Erhöhung ihrer Kreditlinie brauchen, um einen großen Auftrag vorzufinanzieren, um ein Saisongeschäft zu ermöglichen, um lange Zahlungsziele der Kunden zu überbrücken o. a.

Auch der Bundesregierung sind diese Zusammenhänge nicht verschlossen geblieben. Und seit Ende Januar 2010 ist ein Lösungsansatz vorhanden: der Mikrokreditfonds.

Mikrokreditfond

Wie sieht die Umsetzung im Detail aus? Mit Unterstützung durch Mittel des Europäischen Sozialfonds hat der Bund ein Kapital von 100 Millionen Euro bereit gestellt, das als Sicherung für "Mikrokredite" mit gleichem Volumen dient. Über die Richtlinien und das generelle Konzept entscheiden das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und das Bundesministerium für Wirtschaft.

Die konkrete Abwicklung hat die GLS-Bank aus Bochum übernommen; von dort werden bewilligte Kredite ausgezahlt, dorthin werden auch die Rückzahlungen überwiesen.

Ein vollkommen neuer Ansatz ist in diesem Fall die Antragstellung: Die Mikrokredite werden erstmals ohne Einbindung der Hausbank in einem "Mikrofinanzinstitut" beantragt. Solche Mikrofinanzinstitute werden derzeit flächendeckend in der Bundesrepublik aufgebaut. Erste Institute sind bereits etabliert. Eine Übersicht finden Sie hier: Mikrokreditfonds/Mikrofinanzinstitute.

Für Existenzgründer/-innen mit einem guten Konzept und für kleinere und mittlere Unternehmen, die sich weiterentwickeln und wachsen wollen oder eine Problemsituation überbrücken müssen, wird damit der Zugang zu Kapital entscheidend verbessert (denn gerade diese Unternehmen scheitern, wie skizziert, bei der Finanzierung häufig am zu geringen Kreditvolumen oder an mangelnden Sicherheiten). Denn mit dem Mikrokredit gibt es künftig eine Alternative zu lokalen Banken und Sparkassen.

Was beinhaltet ein Mikrokredit?

Mikrokredite

  • belaufen sich auf maximal 20.000 Euro;

  • haben eine Laufzeit von bis zu drei Jahren; sie können auch für sehr kurze Zeiträume (bspw. wenige Monate) bereitgestellt werden;

  • bieten die Möglichkeit der Rückzahlung in regelmäßigen Raten oder der "Endfälligkeit" und damit der Tilgung durch Einmalzahlung;

  • können durch Sondertilgungen jederzeit und ohne Kosten reduziert werden;

  • können ohne eine Kredituntergrenze (mit echten Kleinstbeträgen) beantragt werden;

  • benötigen keine "banküblichen" Sicherheiten, können also sehr individuell abgesichert werden (ggf. durch Bürgschaft des privaten Partners oder eines Familienmitgliedes);

  • sind mit einem Zinssatz von derzeit 7,5 Prozent p. a. nicht zinsverbilligt, wie die Förderkredite;

  • ermöglichen eine unbürokratische und sehr schnelle Kreditvergabe (Entscheidung innerhalb von zwei Tagen, Auszahlung in ca. ein bis zwei Wochen);

  • können für alle denkbaren Investitionen, Betriebsmittelbedarf, Überbrückung eines Liquiditätsengpass, Auftragsvorfinanzierung, Wareneinkauf, Materialkauf mit Skontozahlung, aber auch bspw. für eine Mietkaution oder fällige Reparaturen beantragt werden;

  • werden ganz bewusst ohne aufwendige Dokumentations- oder Nachweispflichten u. a. bereitgestellt - das Mikrofinanzinstitut beobachtet jedoch gemeinsam mit dem Kreditnehmer die betriebliche Entwicklung, damit sehr zeitnah wichtige Tendenzen erkannt werden. Bei Bedarf wird dem Unternehmer Beratung angeboten.

  • Nach pünktlicher und problemloser Rückzahlung eines ersten Kredites stehen dem Kreditnehmer immer wieder und sogar größere weitere Darlehen zur Verfügung.

Auf der offiziellen Internetseite zum Mikrokreditfonds sind noch einmal alle wesentlichen Informationen aufgelistet.

Vor- und Nachteile des Mikrokredits

Für Interessenten ist es wichtig, folgende grundlegenden Fakten zu berücksichtigen:

  • Mikrokredite sind kein "weiteres" Programm in der Förderkulisse und wirklich "billig" sind sie erst recht nicht. Der Zinssatz beträgt 8,90 %. Sie ermöglichen jedoch die Finanzierung kleinerer und junger Unternehmen, die mit einer "konventionellen Finanzierung" über die Hausbank ihre Pläne nicht realisieren können. Wichtiger als ein niedriger Zinssatz ist in diesem Fall, dass überhaupt ein Zugang zu notwendigem Kapital geschaffen wird.

  • Ein Mikrokredit kann als Baustein auch eine Finanzierung über die Hausbank erleichtern - oder ermöglichen. Und auch die wiederholte Inanspruchnahme eines Mikrokredites ohne umfangreiches Antragsprozedere und die sehr schnelle Bereitstellung von benötigten Mitteln kann einen Betrieb enorm unterstützen.

  • Schließlich wird die Antragstellung über ein Mikrofinanzinstitut immer erheblich einfacher ablaufen als das übliche Prozedere in einer Bank. Und da jedes Mikrofinanzinstitut eigene Vorgaben an eine Kreditbewilligung anlegen wird (bzgl. der Sicherheitenstellung bspw.), kann ein Interessent auch durchaus mehrere dieser Institute ansprechen und vergleichen.

Förderprogramme für Gründer und Kleinunternehmer sind theoretisch eine tolle Sache. In der Praxis jedoch weigern sich viele Kreditinstitute, solche Kreditanträge zu unterstützen: zu viel Aufwand, zu wenig Profit. Wer dumm dasteht, ist der Kreditsuchende. Wie man die Bank eventuell doch noch überzeugt und welche Alternativen es gibt: "Fördermittel und Förderkredite: Was tun, wenn die Hausbank nicht kooperiert?"

Die seit 2010 in Deutschland aufgebauten Mikrofinanzinstitute kämpfen zunehmend mit internen Problemen; einige haben inzwischen sogar die Vergabe von Mikrokrediten wieder eingestellt. Hintergrund sind hauptsächlich die Vergütungen, die sie vom Mikrokreditfonds Deutschland für jeden vergebenen Kredit bekommen - die sind nach deren weitgehender Überzeugung nicht mehr kostendeckend. Erst am 25. September 2012 wurde eine nochmalige Absenkung dieser Vergütung verkündet, eine Reihe von Mikrofinanzinstituten beschrieben dies dann als „wirtschaftliches Aus“ für die Mikrokredit-Vergabe. Interessenten für diese Finanzierungsform sollten sich entsprechend im Vorfeld informieren.