Selbstständig im Ruhestand: So machen sich Rentner und Pensionäre nebenbei selbstständig

Statt eines Vorworts: In eigener Sache

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Statt eines Vorworts: In eigener Sache

Ein paar persönliche Bemerkungen vorweg: Warum schreibe ich eigentlich einen Leitfaden zum Thema "Selbstständigkeit im Alter"?

Im Laufe der Jahre habe ich viele Artikel über den Einstieg in die Selbstständigkeit und die Gründung kleiner Unternehmen veröffentlicht. So mancher Gründer und Solo-Selbstständige hat sich bei mir Rat geholt. Darunter übrigens zahlreiche ältere Menschen, die mit dem Gedanken an einen späten Start in die Selbstständigkeit spielen. Die Bedenken dieser Altersgruppe vor den Untiefen des Geschäftslebens kenne und verstehe ich also recht gut.

Mein eigener Sprung ins kalte Wasser

Die Idee, Rentner und Pensionäre beim Start in die Selbstständigkeit zu unterstützen, hat aber einen anderen Hintergrund: Vor 20 Jahren bin ich selbst ahnungslos ins kalte Wasser der Selbstständigkeit gesprungen. Die Gründung meines Projektbüros hatte ursprünglich wenig mit der viel beschworenen Selbstverwirklichung zu tun. Auch nicht mit unbändigem Freiheitsstreben oder dem Wunsch, geniale Ideen umzusetzen. Genau genommen war meine eigene Existenzgründung wie bei vielen neuen Selbstständigen sogar eher eine Notlösung: Eine Beschäftigung als Arbeitnehmer, die zu meinen Qualifikationen und meiner familiären Situation gepasst hätte, fand ich damals in der näheren Umgebung einfach nicht.

Unabhängigkeit und Sicherheit durch Selbstständigkeit!

Trotz mancher Anlaufprobleme habe ich die Vorteile der Selbstständigkeit ganz schnell schätzen gelernt. Neben vergleichsweise großer Selbstbestimmung, befriedigender Arbeit und ordentlichem Einkommen erfreut mich dabei ein Gedanke ganz besonders: Solange ich einigermaßen gesund bin, kann ich meinen Lebensunterhalt immer aus eigener Kraft verdienen! Ich bin unabhängig vom guten Willen eines Arbeitgebers, mich einzustellen, mich zu "beschäftigen", mir womöglich gnädig eine Chance zu geben. Wie viel ich arbeite und welche Arbeit ich erledige, bestimme ich selbst.

Und zwar auch, wenn ich in wenigen Jahren die Altersgrenze erreiche. Mich kann niemand so einfach zum alten Eisen aussortieren. Solange es mir Spaß macht oder ich das Zusatzeinkommen brauche, lasse ich meinem Tatendrang, meiner Arbeitsfreude und Kreativität einfach weiter freien Lauf. Ich bin mir sicher: Für meine Ideen und Leistungen finde ich immer einen Abnehmer. Ich weiß ja, wie's geht. Bewerbungen schreibe ich schon lange nicht mehr – stattdessen mache ich Angebote.

Wuchern auch Sie mit Ihren Pfunden!

Und genau diese Möglichkeit möchte ich Ihnen als Spätstarter schmackhaft machen: In den Jahrzehnten Ihrer Berufstätigkeit konnten Sie einen Riesenschatz an Wissen, Erfahrung und Fertigkeiten erwerben! Wenn Sie diese Zeilen lesen, haben Sie mit großer Wahrscheinlichkeit als Angestellter gelernt,

  • selbstständig zu handeln,

  • unbeaufsichtigt und ohne Anleitung Aufträge selbstbestimmt zu erledigen und

  • ganze Projekte zu verantworten.

Stimmt's?

Sehen Sie: Und nichts anderes tun die meisten Selbstständigen letztlich auch. Zusätzlich zu den dafür erforderlichen Fach- und Branchenkenntnissen haben sie sich bloß das – wirklich überschaubare! – kaufmännische Know-how angeeignet, mit dem man in unserer vermeintlich überregulierten Gesellschaft gute und legale Geschäfte macht.

Glauben Sie mir: Der Arbeitsalltag eines Solo-Selbstständigen oder Kleingewerbetreibenden ähnelt dem eines modernen Angestellten sehr viel mehr als dem eines "richtigen" Unternehmers und Arbeitgebers! Vergessen Sie bombastische Businesskonzepte, filigrane Finanzierungspläne und blumige Bilanzprognosen: Ihre Professionalität und Erfahrung, Ihr Fachwissen und Ihr Branchen-Know-how genügen vollkommen; die wichtigsten rechtlichen und steuerlichen Grundlagen der Selbstständigkeit finden Sie auf den folgenden Seiten. Nennen wir's das kleine Einmaleins der Selbstständigkeit.

Packen Sie's an!

Seien Sie mutig! Trauen Sie sich etwas zu! Fangen Sie dabei ruhig klein an: Starten Sie Testballons und Pilotprojekte. Angst vor dem Scheitern brauchen Sie als Ruheständler nicht zu haben: Ihre Grundversorgung ist ja einigermaßen gesichert, um Gespenster wie Scheinselbstständigkeit oder Schwarzarbeit brauchen Sie sich auch keine Sorgen zu machen.

Großen Schaden können Sie mit Ihren Gehversuchen in der neu erworbenen Selbstständigkeit auch nicht anrichten. Vorausgesetzt natürlich, Sie lassen gesunden Menschenverstand walten und beachten die Hinweise auf den folgenden Seiten.

Und: Fragen Sie, wenn Sie etwas nicht verstehen. Bleiben Sie im Gespräch. Lassen Sie sich bloß nicht von Business-Bluffern, Wichtigtuern und anderen großspurigen Heißluft-Produzenten abschrecken. Wenn's richtig kompliziert wird: Holen Sie sich Expertenrat. (Ob Sie's glauben oder nicht: Den gibt's oft gratis.) Und wenn Ihre Geschäfte florieren, können Sie sich bestimmt auch Profiberater in Steuer- und Rechtsangelegenheiten leisten.

Zum Weiterlesen:

Noch ein Hinweis: Dieser Leitfaden gibt auf den folgenden Seiten gezielt Tipps für Menschen, die bereits den Ruhestand erreicht haben oder demnächst in Rente oder Pension gehen. Mit den besonderen Herausforderungen älterer Arbeitnehmer und Arbeitsloser, die noch im normalen Erwerbsleben stehen und mit dem Gedanken einer Selbstständigkeit spielen, beschäftigen sich andere Praxis-Leitfäden bei akademie.de.

Richtig durchstarten? Holen Sie sich Hilfe!

Wenn Sie eine zündende Geschäftsidee haben, von deren Verwirklichung Sie schon seit ewigen Zeiten träumen, umso besser. Aber wenn Sie noch einmal so richtig und ganz einsteigen wollen, mit einer Vollzeit-Gründung und entsprechendem Kapitaleinsatz, dann steigt das Risiko selbstverständlich.

Auch gegen einen solchen Plan spricht grundsätzlich nichts. Allerdings sollten Sie in diesem Fall spätestens nach Lektüre dieses Leitfadens einen Gründungs- oder Unternehmensberater aufsuchen, denn dann müssen Sie eben doch einen professionellen Businessplan mit allem Drum und Dran auf die Beine stellen.