10 Tipps für Gründer: Was wirklich zählt für den Erfolg

Die wichtigsten Empfehlungen für Ihren Start in die Selbstständigkeit

Die wichtigsten Ratschläge für Existengründer auf einen Blick.

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Bei Leseranfragen, Coachings und Beratungen erleben wir immer wieder, dass Gründungswillige und Jungunternehmer den Wald vor lauter Bäumen nicht (mehr) sehen. Und weil sich viele Probleme und Lösungsvorschläge naturgemäß ähneln, haben wir im folgenden Beitrag einmal die wichtigsten Ratschläge für neue Selbstständige zusammengestellt.

Zugegeben: Als generelle Richtschnur für Gründungen jeder Art und Größenordnung taugen die folgenden Praktiker-Empfehlungen nicht. Aber wer mit dem Gedanken an eine Selbstständigkeit spielt, findet darin bestimmt manche brauchbare Anregung und den einen oder anderen bedenkenswerten Gesichtspunkt:

1. Kunden- statt Subventions-Orientierung

Staatliche Zuschüsse zum persönlichen Lebensunterhalt (wie der Gründungszuschuss von der Arbeitsagentur) oder auch betriebliche Anschub-Finanzierungen sind grundsätzlich begrüßenswert. Lassen Sie sich dadurch aber nicht dazu verführen, Ihr Hauptaugenmerk auf staatliche Förderungen zu legen: Die fortgesetzte Jagd nach zusätzlichen oder wiederholten Beihilfen lohnt sich einfach nicht – zumindest für kleinere Vorhaben.

Abgesehen davon verstellt das "Subventions-Rittertum" den Blick auf das eigentliche Geschäftsfeld: Was Sie brauchen, sind marktgängige Produkte und Dienstleistungen – und die Kunden dafür: ganz reale zahlungsfähige und zahlungsbereite Kunden, die für Ihre Waren und Services Geld auf den Tisch legen oder auf Ihr Konto überweisen. Sich damit zu beschäftigen ist auf Dauer allemal Erfolg versprechender als die Hoffnung auf fortgesetzte staatliche Unterstützungszahlungen.

Kunden finden

Klar: Den Königsweg zum Kunden gibt es nicht. Welche Alternativen es zu hilflosen Mailings oder telefonischen Kalt-Akquisen bei der Kontaktanbahnung gibt, skizziert der Praxiskurs "Auftrags-Akquisition: Wie gewinne ich Kunden?" Das Infopaket ist für akademie.de-Mitglieder reserviert. Falls Sie noch nicht Mitglied sind: Sie können jederzeit einen 14-tägigen kostenlosen und risikofreien Test starten.

2. Testen, testen, testen!

Auf dem Weg zum eigenen Unternehmen sehen Sie sich an jeder Ecke mit "Eignungstests" konfrontiert: Fragebögen der Marke "Sind Sie ein Unternehmertyp?" oder "Sind Sie bereit, in den ersten Jahren auf Urlaub zu verzichten?" ermöglichen aber in den seltensten Fällen verlässliche Rückschlüsse auf Ihre Eignung als Selbstständiger.

Entscheidend ist vielmehr Ihr Verhalten "in freier Wildbahn". Deshalb: Lassen Sie Testballons steigen! Niemand hindert Sie daran, praktische Erfahrungen als nebenberuflicher Unternehmer zu sammeln. Das gilt übrigens auch für Arbeitslose! Probieren Sie's einfach aus. Solange es sich um einzelne Versuchsballons handelt, brauchen Sie vielfach noch nicht einmal einen Gewerbeschein.

Tipps für Tests

Mitglieder von akademie.de finden dazu im Infopaket Existenzgründung aus der Arbeitslosigkeit zahlreiche Anregungen. Vor allem die Kapitel

enthalten viele konkrete Tipps für ganz legale Probeläufe und deren Abrechnung mit der Arbeitsagentur.

3. Fragen, fragen, fragen!

Das Studium von Büchern und noch so fundierten Online-Quellen ersetzt nicht das Gespräch mit erfahrenen Menschen. Deshalb: Suchen Sie unbedingt den Kontakt zu Praktikern. Sprechen Sie mit Selbstständigen und Unternehmern. Fragen Sie andere Gründer nach deren Erfahrungen. Natürlich dürfen Sie sich deren Eindrücke und Meinungen nicht kritiklos zu eigen machen. Doch konkrete Praxiserfahrungen sind totem Lehrbuchwissen im Geschäftsleben in aller Regel haushoch überlegen.

Weiterer Vorteil: Im Gespräch mit Gleichgesinnten merken Sie, dass es sich bei Wissenslücken, Unsicherheiten, sporadischen Selbstzweifeln oder gar Ängsten keineswegs nur um Ihre persönlichen "Macken" handelt. Sie gehören ebenso zum Geschäftsleben wie mehr Selbstbestimmung, Erfolgserlebnisse und wachsendes Selbstvertrauen.

Machen Sie sich auch das Know-how lokaler Berater und Experten zunutze: Die Mitarbeiter von Kammern, Behörden, ja sogar Finanzämtern sind in vielen Fällen qualifizierter und kooperativer, als die veröffentlichte Meinung es glauben macht. Wenn Sie mehrere Quellen anzapfen, laufen Sie außerdem weniger Gefahr, falschen und für Sie ungünstigen Informationen aufzusitzen.

Ratgeber finden

Unter dem Motto "Wer nicht fragt, bleibt dumm!" beschreiben wir im Beitrag "Ist guter Rat teuer?" den Weg zu kompetenten und noch dazu kostenlosen Ratgebern. Wie Sie den richtigen professionellen Rechts-, Steuer-, Unternehmens-, Organisations- und Personal- oder auch Versicherungsberater finden, erläutert der Artikel "Berater finden".

4. Ball flach halten

So wichtig die schicke Büroeinrichtung, der repräsentative Geschäftswagen, die originelle Website, unverwechselbare Briefbögen und Visitenkarten sein mögen: Sie stellen in den seltensten Fällen den Erfolg eines Unternehmens sicher. Verzichten Sie in der Anfangsphase auf hohe Image-Investitionen und nach Möglichkeit auf langfristig bindende Miet-, Leasing- und Kaufverträge.

Beschränken Sie sich auf die Finanzierung Ihres Kernbedarfs und besinnen Sie sich auf die gute, alte Sparsamkeit. Denken Sie daran, dass sich auch betriebliche Produktionsmittel wie Maschinen, Anlagen, Büroeinrichtungen gebraucht kaufen lassen: Viele Einsteiger in die Selbstständigkeit kommen auf diese Weise ganz ohne Fremdkapital aus.

Die meisten auf Dauer erfolgreichen Selbstständigen haben übrigens klein, schlicht und bescheiden angefangen. Glauben Sie bloß nicht, dass Sie Ihre Geschäftspartner mit Statussymbolen beeindrucken können: Profis wissen Seriosität und Genügsamkeit zu schätzen. Sie durchschauen Aufschneider blitzschnell.

Private Gegenstände einbringen

Vergessen Sie dabei nicht, betrieblich genutzte Privatgegenstände auch als betrieblichen Aufwand auszuweisen. Wie das geht, erläutert der Beitrag "Abschreibungen: Privatgegenstände nicht vergessen!" Das "Einkaufen mit Augenmaß!" und das "Kostenmanagement im Kleinbetrieb" haben wir an anderer Stelle ebenfalls genauer beleuchtet.

5. Mindest-Unternehmerlohn ermitteln

Wissen Sie genau, wie viel Kohle Sie aufs Jahr gesehen brauchen, damit der heimische Ofen raucht? Während die Gehaltsvorstellungen bei Angestellten meist recht konkret sind, verzichten viele Gründer darauf, ihren persönlichen Bedarf und den ihrer Familie genau zu ermitteln. Doch selbst wenn sich Unternehmensgewinne nicht so sicher prognostizieren lassen wie Löhne und Gehälter: Auch als Selbstständiger müssen Sie mit Ihrem Einkommen auskommen. Es stellt die Basis Ihrer Umsatz- und Gewinnplanungen dar.

Lebenshaltungskosten auf dem Prüfstand

Unter der Überschrift "So ermitteln Sie Ihren privaten Finanzbedarf", zeigen wir, wie Sie Ihre laufenden Lebenshaltungskosten im Blick behalten. Ein praktisches Kalkulationsblatt sorgt dafür, dass Sie bei der Bestandsaufnahme keine wichtige Ausgabenposition übersehen.

Denken Sie daran, dass Sie auch die Altersvorsorge aus Ihren Unternehmensgewinnen bestreiten müssen. Selbst wenn Sie die tatsächlichen Einzahlungen in Renten- oder Lebensversicherungen während der Anlaufphase auf das nötigste Maß beschränken: Planen Sie auf Grundlage Ihrer bisher erworbenen Renten- und Versicherungsansprüche, wie hoch Ihre künftigen jährlichen "Rücklagen" sein müssen, damit Sie Ihren Mindest-Lebensstandard auch im Alter halten können. Hilfestellung leistet Dietrich von Hases "Grundkurs Finanzplanung: Kassensturz für Vermögen und Rente".

6. Preise: Erbsen zählen lohnt sich

Vor allem Dienstleister tendieren dazu, sich bei ihren Stundensätzen und Honoraren ausschließlich an den am Markt realisierbaren Preisen auszurichten. Als Neueinsteiger orientieren sie sich dabei meistens an Preisuntergrenzen.

Was in den Ohren eines Angestellten nach einem ordentlichen Stundensatz klingt, ergibt aus der Selbstständigen-Perspektive aber oft nicht mehr als einen Hungerlohn. Schließlich fressen betriebliche Kosten, Leerlaufzeiten und Steuern einen großen Teil der Einnahmen wieder auf. Warum es trotz schwieriger Märkte wichtig ist, realistische Angebotspreise zu errechnen, belegt unser Beitrag Raus aus der Angestellten-Perspektive: Selbstständige Dienstleister brauchen tragfähige Honorare. Wenn Sie sich schwer tun, die errechneten Honorare bei Ihren Kunden durchzusetzen, empfehlen wir außerdem einen Blick auf unsere "Argumentationshilfen für Vertragsverhandlungen".

Honorare und Nettoeinkommen kalkulieren: Online-Rechner

Mit unserem Stundensatz-Rechner kalkulieren Sie direkt online und in wenigen Minuten einen realistischen Stundensatz - und auch gleich Ihr selbstständiges Netto-Einkommen.

7. Steuern und Buchführung: Kein Mut zur Lücke

Auch wenn Sie sich einen Steuerberater leisten können: Hören Sie beim Thema Buchhaltung, Steuern und Finanzen bloß nicht weg. Sie müssen die Ertragslage Ihres Unternehmens, Ihre Kostenstruktur, die Fälligkeit von Einnahmen und Ausgaben, die Größenordnung des zu erwartenden Jahresgewinns und die anfallenden Steuern höchstpersönlich überblicken. Trennen Sie außerdem betriebliche und private Finanzen möglichst genau.

Nur so vermeiden Sie böse Überraschungen wie die gefürchtete Finanzlücke im Laufe des zweiten Geschäftsjahres. Dann fallen erfahrungsgemäß die ersten Steuernachzahlungen mit einsetzenden Vorauszahlungen für das laufende Jahr zusammen.

Bilden Sie unbedingt Rücklagen oder sorgen Sie auf andere Weise dafür, dass Sie Ihre Steuern (und ggf. betrieblichen Sozialversicherungsbeiträge) pünktlich zahlen können. Der Staat ist ein denkbar unduldsamer Gläubiger: Zwar lassen sich notfalls Stundungen erwirken. Wenn Sie sich jedoch für die Vogel-Strauß-Politik entscheiden, sehen Sie sich im Handumdrehen mit Pfändungen und anderen Zwangsvollstreckungen konfrontiert.

Praxistipps und Grundlagen-Infos

Wenn Sie bei Eintreffen des Steuerbescheids keine böse Überraschung erleben möchten, empfehlen wir einen Blick auf unseren Praxistipp "Steuerschätzung selbst gemacht".

In den Kursen und den Beiträgen der Rubrik Recht und Finanzen finden Sie darüber hinaus zahlreiche Grundlagenbeiträge zum Thema Steuern und Buchführung – zum Beispiel zu

8. Lob des Stehaufmännchens

Klar: Niemand ist gern Versager. Doch das Ausbleiben unternehmerischen Erfolgs muss kein Scheitern sein. Wenn Sie sich mit aller Kraft für Ihr Gründungsvorhaben eingesetzt haben und es trotz aller Tests, Planungen und Beratungen nicht zu einer dauerhaft tragfähigen Existenzgrundlage reicht, dann – machen Sie halt etwas anderes.

Vorausgesetzt, Sie haben keine hohen Schulden gemacht oder langjährige Ersparnisse "verschwendet", stehen Sie in vielen Fällen nicht schlechter da als zuvor: Das erworbene Unternehmer-Know-how kann Ihnen niemand nehmen. Ein zweiter Anlauf ist oft erfolgreicher – das wusste schon Henry Ford: "Scheitern ist die einzige Gelegenheit, es noch einmal zu versuchen – und zwar intelligenter." Und selbst wenn Sie wieder als Angestellter arbeiten wollen, werden Ihnen Ihre neu gewonnenen Erfahrungen und Kontakte im Geschäftsleben zugutekommen. Sogar als Arbeitsloser haben Sie – abgesehen vom höheren Alter – wenig zu befürchten: Ihre Ansprüche auf Arbeitslosengeld oder -hilfe bleiben bis zu vier Jahre lang erhalten.

Mehr Mut zum Scheitern

Vom erfolgreichen Umgang mit Misserfolgen handelt unser beruhigender Beitrag "Mehr Mut zum Scheitern!" Wenn Sie nach einem Misserfolg erneut ein Unternehmen gründen oder eine freiberufliche Tätigkeit aufnehmen wollen, helfen Ihnen Sandra Bonnemeiers Empfehlungen im Beitrag "Restarter – der zweite Start in die Selbstständigkeit" bestimmt weiter.

9. Abschied von der Staatsfixierung

Deutschland gilt als überreguliert und gründungsfeindlich. Das liegt aber nicht nur an unverständlichen Gesetzen, "verkrusteten Strukturen" oder unfähigen Bürokraten und Politikern: Vollkasko-Mentalität und Obrigkeitshörigkeit führen hierzulande eine friedliche Koexistenz in den Köpfen vieler vermeintlich mündiger Bürger.

Das gilt auch für Gründungswillige: Mehr als es kaufmännische Vorsicht gebietet, legen sie allzu oft ohne Not vorauseilenden Gehorsam an den Tag, fragen nach Vorschriften, Verordnungen und Eventualitäten. Statt einfach anzupacken, loszulegen und Erfahrungen zu sammeln. Erfolgreiche Unternehmer hingegen kümmern sich nicht in erster Linie um Paragrafen und Auflagen, sondern nutzen konsequent die vorhandenen Gestaltungsspielräume.

Und die sind wesentlich größer als landläufig angenommen: Sieht man einmal vom Handwerk und einigen "gefahrengeneigten" Branchen ab, gilt in Deutschland eine erstaunlich weitgehende Gewerbefreiheit. Wenn Sie Unternehmer werden wollen, sollten Sie also zunächst einmal das Meinungslager wechseln: Verabschieden Sie aus dem Chor der hilflosen Opfer, schlagen Sie sich auf die Seite der mutigen Macher und Gestalter und – legen Sie los!

10. Die etwas andere Gründer-Lektüre

Gründungs- oder Selbstmanagement-Ratgeber gibt es in großer Zahl – wir möchten Ihnen an dieser Stelle einmal zwei eher ungewöhnliche, aber umso lohnendere Lese-Empfehlungen geben:

  • Mut zu mehr Markt macht Günter Faltins Buch "Kopf schlägt Kapital". Der Autor berichtet darin von einer ganz anderen Art, ein Unternehmen zu gründen, und: von der Lust, ein "Entrepreneur" zu sein.

  • Ermutigung in ausgesprochen belletristischer Form finden alte und neue Selbstständige auch in dem unterhaltsamen Bändchen "Lehmanns Erzählungen oder So schön war mein Markt". Siegfried Lenz hat die Hommage an den Schwarzmarkt der Nachkriegszeit geschrieben. Das Buch macht selbst Menschen mit Beamtenmentalität Lust auf unternehmerische Initiative.

  • Wenn Sie doch lieber einen "richtigen" Gründungsratgeber suchen, empfehlen wir das bewährte dtv-Taschenbuch "Praxisratgeber Existenzgründung" von akademie.de-Autorin Sandra Bonnemeier. (Eine aktualisierte Auflage ist in Vorbereitung; sie soll im Juli 2014 erscheinen.)

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